Tödlicher Unfall auf der Schulreise im Fricktal - Heute kommt es zum Prozess
Sind die Lehrer schuld am Tod von Yannick (†12)?

Yannick M. (12) stürzte auf dem Schulausflug in den Tod. Heute stehen die verantwortlichen Lehrer vor Gericht. Laut Staatsanwaltschaft haben sie die Schüler zu wenig vor dem steilen Gelände gewarnt.
Publiziert: 15.11.2017 um 23:41 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 22:13 Uhr
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Yannick M.* (†12) stürzte auf der Schulreise in den Tod. Das Drama ereignete sich am 2. Juli 2013.
Foto: Zvg
Anian Heierli

Das Drama passierte auf dem Schulausflug im Fricktal AG. Der kleine Yannick M.* (†12) ist am 2. Juli 2013 einen Geröllhang hinuntergestürzt und hat sich schwer am Kopf verletzt. Acht Tage liegt der Bub danach im Spital auf Leben und Tod. Dann stellen die Ärzte die Maschinen ab. Sie geben dem Jungen keine Chance mehr. Die anschliessende Obduktion ergibt eine Fraktur der Schädeldecke, Hirnblutungen und drei gebrochene Halswirbel.

Heute stehen sein damaliger Klassenlehrer X.Y.* (53) und dessen Kollege und Organisator V.Z.* (60) wegen fahrlässiger Tötung in Laufenburg AG vor Gericht. Für die Staatsanwaltschaft ist klar – die beiden passten zu wenig auf die Schüler auf!

Vier Buben schlichen sich davon

Mitangeklagt: V.Z.*
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Am Unglückstag wanderten 104 Schüler und 10 Lehr- und Begleitpersonen der Bezirksschule Frick AG am «Heimattag» in die Region des Cheisacherturms. Fürs Mittagessen halten sie beim Grillplatz Kreuzkopf in Sulz AG. Laut Anklageschrift sagt Organisator V.Z. noch zu den Kindern, dass sie sich nur auf dem Platz aufhalten dürfen. Trotzdem gehen Yannick M.* und drei weitere Schüler in eine angrenzende Böschung. Dort wollten die Buben Nielen suchen.

Als sie Hunger kriegen, begeben sie sich zurück zu den Klassen und bräteln Würste. Nach dem Essen gehen Yannick und einer seiner Freunde wieder zur Böschung. Obwohl beide Kollegen sie warnten: «Gönd nöt!» Die Buben hatten zuvor festgestellt, dass es dort steil ist. 

Angeklagt: Klassenlehrer X.Y.*
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Es kommt zum Unglück: Yannick rutscht aus und rollt den Abhang hinunter. Dieser ist fast 30 Meter lang, wovon 10 Meter fast senkrecht sind. Sofort alarmiert sein Kollege die Lehrer. Organisator V.Z. ruft die Rega, während Klassenlehrer X.Y. mit einer Begleitperson zu Yannick geht und Erste Hilfe leistet. Die Bergung gestaltet sich als schwierig. Die Ambulanz muss den schwer verletzten Buben abseilen. Erst danach kann ihn der Rega-Heli ins Spital fliegen.

«Lehrer haben Schüler zu wenig gewarnt»

Die Begleitpersonen geben danach zu Protokoll, dass sie nie Schüler bei der Böschung sahen. Die Staatsanwaltschaft hält fest: «Die Gefahr, die von der steilen Böschung nahe beim Grillplatz ausging, wurde ungenügend erkannt. Man warnte die Schüler nicht explizit davor.»

Nun droht Klassenlehrer X.Y. (53) eine bedingte Geldstrafe von 10'400 Franken bei einer Probezeit von zwei Jahren. Ebenso seinem Kollegen V.Z. (60) in der Höhe von 14'600 Franken, wegen «fahrlässiger Tötung durch Unterlassen».

*Initialen geändert. Namen der Redaktion bekannt

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