«Ich bin dem Tod von der Schippe gesprungen»
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Senior überlebt drei Tage:«Ich bin dem Tod von der Schippe gesprungen»

Ludwig Takacs (85) brach sich Hüfte – und lag 3 Tage unentdeckt in Wohnung
«Es ist ein Wunder, dass ich noch am Leben bin»

Beim Hosenausziehen stürzt der pensionierte Banker Ludwig Takacs (85) so unglücklich, dass er sich den Oberschenkelhals bricht. Das Handy war ausser Reichweite, die Fenster geschlossen. Er war dem Tod geweiht. Doch dann kam zum Glück seine Rettung.
Publiziert: 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 07:41 Uhr
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Der Pensionär Ludwig Takacs (85) stürzte zu Hause und konnte nicht mehr aufstehen.
Foto: Beat Michel

Darum gehts

  • Pensionierter Banker überlebt schweren Sturz dank Haushaltshilfe
  • Takacs lag drei Tage hilflos in seiner Wohnung
  • Oberschenkelhalsbruch und Hautentzündung erlitten, drei Wochen Reha
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Beat MichelReporter

Der pensionierte Banker Ludwig Takacs (85) sitzt in seinem Zimmer in der Rehaklinik Schloss Mammern im Kanton Thurgau. Er ist gerade zurück aus dem Training, als Blick ihn besucht. Er arbeitet hart daran, den Weg zurück in den Alltag zu finden. Bei einem Sturz in der eigenen Wohnung hatte er sich so schwer verletzt, dass er sich nicht mehr bewegen konnte. Drei Tage lang lag er auf dem Boden. Die Rettung kam erst mit seiner Haushaltshilfe Elisabeth Kürsteiner (56). «Ohne sie wäre ich jetzt tot», sagt Takacs. 

Noch immer kann er sich nur schwer auf den eigenen Beinen halten. Aber immerhin: Er kann wieder stehen. «Es ist ein Wunder, dass ich noch am Leben bin», sagt er zu Blick.

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Handy auf der Kommode

«Der Sturz geschah während einer banalen Tätigkeit», sagt der Senior aus Scherzingen TG. «Beim Umziehen!» Der ehemalige Nationaliga-B-Fussballer schüttelt den Kopf. «Ich bin gerade vom Golfplatz nach Hause gekommen. Mein erster Fehler: Ich schloss die Türe ab und liess den Schlüssel stecken.» Von aussen konnte so niemand mehr aufschliessen. Dann legte er das Handy auf die Kommode beim Eingang. «Das war mein zweiter grosser Fehler.» Der Unfall passierte im Schlafzimmer. Hier wollte er sich die langen Hosen ausziehen. «Ein Bein war schon draussen, beim zweiten blieb ich mit der Hand am Saum hängen. Ich kippte um.»

Alle Fenster zu

Peng, schlug Ludwig Takacs zuerst mit dem Kopf an ein Gestell und dann seitlich mit der Hüfte auf den Boden. «Ich hatte unglaubliche Schmerzen. Ich konnte nicht einmal mehr aufsitzen», erinnert sich der Mann. «Ich schrie laut um Hilfe.» Doch weil die Fenster geschlossen waren, konnte ihn niemand hören.

Der Senior blieb am Boden neben dem Bett. Der kleinste Wank tat höllisch weh. Das Handy lag unerreichbar weit weg im Wohnzimmer. «Dabei hatte ich doch den Kindern versprochen, es immer bei mir zu tragen. So hätte ich gleich Hilfe holen können.»

Als erste Massnahme zog er die Decke vom Bett. Er erreichte knapp eine Ecke. Dann begann der Alptraum aber erst richtig: Er wurde immer wieder ohnmächtig und hatte keine Kontrolle mehr über die Blase. «Dass im Menschen so viel Flüssigkeit ist, war mir nicht bewusst», erzählt er. Er habe immer wieder an die Wand geklopft. Doch der ebenfalls betagte Nachbar hörte nichts.

Kampf um jeden Millimeter

«Ich wusste, dass ich irgendwie ein Fenster öffnen musste, damit mich jemand hört», sagt der Senior. Er sei also Millimeter um Millimeter in Richtung Fenster gerobbt. «Ich brauchte einen Tag und eine halbe Nacht, bis ich unter dem geschlossenen Fenster lag.» Der Fenstergriff war jedoch noch immer in unerreichbarer Höhe. Der Rentner gab nicht auf: «Ich nahm den Kleiderständer, um den Griff zu erreichen. Ich brauchte Stunden, aber ich konnte das Fenster schliesslich kippen.»

Mittlerweile waren 48 Stunden vergangen, jetzt ging es langsam ums reine Überleben. «Ich hatte unglaublichen Durst. Der Mund war komplett ausgetrocknet. Ich wurde immer schwächer.» Es ist ihm klar, dass er in Lebensgefahr schwebte. «Drei Tage ohne Wasser können tödlich sein.»

Normalerweise wäre die Haushaltshilfe Elisabeth Kürsteiner am Mittwoch gekommen. Doch gerade für diese Woche hatte sie ihren Einsatz auf Donnerstag verschoben. Für den Verunglückten begann also eine weitere Horrornacht. Seine Hilfeschreie hörte noch immer niemand – trotz offenem Fenster.

Polizei brach Tür auf

Die Haushälterin stand am Donnerstag pünktlich um 14 Uhr vor seiner Wohnung. «Als ich die Türe nicht aufschliessen konnte und drei Blick-Ausgaben vor der Türe lagen, war ich sofort in Alarmstimmung», sagt Elisabeth Kürsteiner. Sie rief sofort die 144 an. Bald kam ein Polizist. Er sprach durch das Fenster mit Takacs. Dieser sagte mit letzter Kraft, dass er Hilfe brauche. Der Polizist brach gleich die Türe auf.

Nach einer Erstversorgung in der Wohnung wird im Spital die Schwere der Verletzungen klar. Durch den Sturz ist der Oberschenkelhals gebrochen. Zusätzlich ist die Haut auf dem Rücken durch die Reibung auf dem Boden entzündet, eine Behandlung mit Antibiotikum wird nötig. «Ich hatte sehr viel Glück im Unglück!», sagt Takasc. «Wenn ein Knochensplitter eine innere Blutung verursacht hätte, wäre ich gestorben.»

Ebenfalls Glück habe er mit seiner Haushaltshilfe: «Ich bin ihr unendlich dankbar, dass sie sofort Hilfe geholt hat. Sie hat mich gerettet!»

Wie lange er noch in der Reha bleiben muss, ist unklar. Sicher ist hingegen jetzt schon: Er wird ab sofort eine Uhr tragen, die bei einem Sturz automatisch die Rettungskräfte alarmiert. Seine Kinder bestehen darauf!

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