Thomas Bollinger (44) hat einen Namen, den in der Schweiz jedes rappende Kind kennt. Nicht Bollinger, den anderen: E. K. R. «Ein König regiert» hiess das einmal selbstironisch, vor bald 20 Jahren, als E. K. R. den modernen Schweizer Hip-Hop erfand.
Inzwischen sind ihm auch andere Bedeutungen eingefallen: Eidgenössische Kultur-Revolution. Oder Eidgenössische Kommission gegen Rassismus. Das steht etwa im BLICK-Bewerbungsformular.
Denn König will E. K. R. nicht mehr sein, er sattelt um. «Ich habe in meinem Leben schon mehr erreicht, als ich je für möglich gehalten hätte», sagt er. «Mein nächstes Ziel: achter Bundesrat.»
Ein Strassenpoet im «Departement für das Volk»? Warum nicht, sagt E. K. R.Bollinger. «Ich bewege mich am Puls der Zeit. Kenne die Themen, welche die Leute beschäftigen. Beschreibe seit bald 20 Jahren Leben, Sorgen und Freuden des normalen Bürgers, in einer Sprache, die jeder spricht und versteht.» E. K. R. ist also praktisch zum achten Bundesrat geboren. Alles andere war bloss Vorbereitung.
Tatsächlich ist der Mann in den besten Jahren bereits eine Legende. Seine Sendungen auf Radio Lora und DRS 3 in den 80er-Jahren machten den Rap im Land bekannt. Er konnte seinen Stil perfektionieren mit den besten amerikanischen und britischen Labels. Er veröffentlichte sieben Alben und hat inzwischen sein eigenes Label: Familienbetrieb Musik. Heute lebt er mit seiner Familie wieder in Zürich.
Ist seine Kandidatur also ein neuer Promo-Gag? Nein, E. K. R. ist es ernst: «Ich will in der Schweiz das Bewusstsein für einen vernünftigen Umgang mit natürlichen Rohstoffen und der Umwelt stärken. Wir müssen Korruption, Machtmissbrauch und Missstände früher erkennen und beseitigen. Wir sollten Minderheiten und Schwächeren eine Stimme geben. Ihnen Mut machen für Fairness und Selbstbestimmung.»
Da hat sich E. K. R. einiges vorgenommen. Ob die 45 Tage Amtszeit reichen? Immerhin: Wenn er muss, kann der Rapper-König ja ziemlich schnell reden.