Tessiner Polizeiskandal
Supercop und Ex-Agentin werben für Luxushotel

Der Tessiner Bundeskripo-Chef Flavio Gibellini jagt im Alltag Mafiosi. Im Nebenjob tritt er mit Freundin als Werbefigur für ein Luxushotel auf. Ein Seitensprung mit Folgen.
Publiziert: 26.04.2009 um 18:04 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 01:27 Uhr
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Von Beat Kraushaar und Simonetta Caratti («il caffè»)

Willkommen im Swiss Diamond Hotel Olivella, dem Seejuwel, das den Unterschied macht.» So preist sich das Luxushotel in Lugano TI im Internet an. Im Werbevideo des Fünf-Sterne-Tempels schreitet ein sportlich gekleideter Mann mit einer hübschen Blondine an der Seite ins Restaurant. Am gedeckten Tisch prosten sie sich mit einem Glas Rotwein zu, in freudiger Erwartung auf das Diner.Brisant: Bei dem Paar handelt es sich nicht um Hotelgäste, sondern um hohe Beamte. Er: Flavio Gibellini (51), Chef der Bundeskriminalpolizei Tessin, Vorzeigepolizist und Experte für Geldwäscherei. Sie: seine Lebenspartnerin Kellita Breguet (40). Auch sie hat eine steile Karriere hinter sich, zuerst beim Inlandgeheimdienst und jetzt bei der Tessiner Bundeskriminalpolizei.Dass die beiden Supercops in einem letztes Jahr gedrehten Werbevideo für einen Luxustempel auftreten, ist mehr als ein peinlicher Ausrutscher. Das Diamond Hotel gehört Behgjet Pacolli (57). Der Tessiner mit kosovarischen Wurzeln ist eine schillernde Figur aus der Tessiner Wirtschaftswelt. Gegenüber SonntagsBlick bestätigte das Bundesamt für Polizei fedpol, dass sie wissen wer der Besitzer des Hotels ist. Der Werbeauftritt hat jetzt Folgen für das im Tessin bekannte Polizei-Duo. Gibellini und seine Lebenspartnerin wurden kürzlich nach Bern zitiert. «Die Leitung Bundeskriminalpolizei und die Direktion Fedpol haben mit beiden Gespräche geführt. Dabei wurden Massnahmen getroffen, die auf dem Personalrecht basieren», sagt Fedpol-Infochefin Eva Zwahlen. Mehr will man dazu nicht sagen – aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes, wie es heisst.Wortkarg geben sich auch Chefpolizist Gibellini und seine Lebenspartnerin. «Wir kommentieren die Angelegenheit nicht», sagte er am Telefon aus Miami (USA), wo die beiden gerade Ferien machen. Auf der Hotelwebsite ist das Werbevideo inzwischen gelöscht worden, in einem amerikanischen Internet-Reiseportal aber weiterhin präsent.Zurück im Tessin, dürfte bereits neuer Ärger auf das Paar warten. Wieder geht es um ein Video. Auf der Internetplattform Facebook tritt Gibellini unter dem sinnigen Decknamen «Serpico volante» auf – «Serpico» ist der Film, in dem ein New Yorker Polizist gegen korrupte Kollegen aussagt. Laut gut informierter Quelle ist dort ein Kurzvideo hochgeladen, in dem seine Lebenspartnerin zum Schein verhaftet wird.

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