So weit kann der Wunsch nach einem Kind gehen: Ein im Tessin lebendes Ehepaar sizilianischer Herkunft kaufte in Rumänien einen achtjährigen Buben. 30'000 Euro zahlen Calogero (57) und Lorella C.* (48) aus Aldesago TI für den illegalen Familienzuwachs.
Der Menschenhandel wurde von Sizilien aus organisiert. Als das «Päckchen», wie die Hintermänner den Jungen nannten, am vergangenen Mittwoch auf Sizilien übergeben werden soll, klickten die Handschellen.
Acht Tatverdächtige wurden festgenommen, darunter das Tessiner Ehepaar, die rumänische Mutter (36) des verkauften Kindes und dessen älterer Bruder (19). Gegen die Bande wird wegen Sklaverei ermittelt.
Calogero und Lorella C. sind Cousin, beziehungsweise Cousine ersten Grades. 1995 kam ihre Tochter zur Welt. Das Mädchen ist schwerbehindert. Der Vater jobbt als Kellner und arbeitet als Gärtner sowie in einem Bootsvertrieb. Seine Frau Lorella ist Betriebsberaterin. Beide haben die Schweizer Staatsbürgerschaft – und wünschten sich einen Sohn. Doch eine Schwangerschaft ist zu riskant, und für eine Adoption sind sie zu alt. Kurioser Grund für den Kinderwunsch: «Der Bub sollte sich eines Tages um die behinderte Schwester kümmern», sagt der sizilianische Anwalt des Paares, Alessandro Pruiti, im «Corriere del Ticino».
Seltsam: Schon 2008 liessen die Eltern in ihrem sizilianischen Heimatort Castell’ Umberto eine Geburtsurkunde für einen Sohn ausstellen. Taufname: Fernando. Doch das Baby tauchte nie irgendwo auf. Planten sie da bereits den Kauf eines Jungen?
Von der Schweiz aus suchten Calogero und Lorella C. ein Kind, das zur Geburtsurkunde passt. Italiener halfen ihnen dabei.
Im westrumänischen TimiŞoara wurden die Menschenhändler fündig. Eine Frau wollte dort eines ihrer zahlreichen Kinder verkaufen. Der Handel wurde in einem Hotel in TimiŞoara besiegelt.
Am Abend des 17. Januar 2015 fand im abgelegenen Nebrodi-Gebirge auf Sizilien die Geldübergabe zwischen dem Ehepaar C. und den Menschenhändlern statt. Am 23. Februar kam die Mutter mit dem Buben in Sizilien an – und wurde bereits von den Carabinieri erwartet. Das Schweizer Ehepaar, die sizilianischen Hintermänner und die Rumänen landeten im Knast, das verkaufte Kind in einem Kinderheim.
Anwalt Pruiti behauptet: «Meine Mandanten wurden nach Strich und Faden betrogen. Sie dachten, das Kind sei aus einem Kinderheim.»