Trotz Nacktbade-Verbot und viel Tamtam um Spanner und Exhibitionisten: Die Tessiner Flüsse Melezza und Maggia sind auch in diesem Sommer wieder fest in Nudistenhand.
Die wilden Badeplätze werden mehr denn je als «Geheimtipps» in internationalen Reiseführern gehandelt. Auch online werben Tourismusseiten vermehrt für die FKK-Paradiese.
Der Ansturm stört nicht mehr nur eingefleischte «Textiler». Mittlerweile klagen auch Alteingesessene des Naturalisten-Kults. «Vor 40 Jahren haben wir an der Maggia ohne was gelegen», sagt Rentnerin Ursula K.* (66) aus Avegno TI, «doch damals ging das viel ruhiger zu. Wir haben uns gesonnt und mehr nicht.»
Heute sei alles anders, meint die ehemalige Büroangestellte. «Sie kommen mit Sonnenschirm und Radio, zeigen offenbar nicht nur ihre tätowierten Stellen gerne. Das Paradiesische, das Romantische von einst ist verloren gegangen.»
Johannes M.* (52), deutscher Grafiker und Tessin-Liebhaber, erinnert sich: «Als die ersten Nackten kamen, war ich noch fast ein Kind. Es waren wenige und sie suchten sich versteckte Plätze. Heute legen sie sich unter die Strassenbrücken, sodass jeder auf sie schauen kann.»