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Parkplatz- Wirrwarr im Verzascatal: Neben der blauen Zone gibt es nun die grüne, wo das Billett zehn Franken kostet.

Foto: Yvonne Leonardi

Von Myrte Müller

Abzocke, Mafia, Raffgier! Im Krach um die neuen Parkgebühren im Tessiner Verzascatal reden sich die Gegner in Rage. Bis zum 1. Juli 2013 war die Welt für die Autofahrer noch in Ordnung: Entlang des schönsten Flusses der Schweiz gab es über 700 Gratis-Parkplätze. Doch jetzt, mitten in der Hochsaison, sind alle Plätze in der sogenannten grünen Zone kostenpflichtig – und sauteuer.

Die Gebühren erhebt die Fondazione Verzasca, eine von den acht Gemeinden im Tal gegründete Stiftung. Ihr erklärtes Ziel ist die Aufwertung der Region. Doch die neue Regelung bringt Touristen wie Anwohner auf die Palme. «Abzocke!», schimpft Ivo Breschini (64), Pensionär aus Gerra: «Wir müssen jetzt ein Tagesticket für zehn Franken lösen oder ein Wochenbillett für 30 Franken. So können wir Tessiner uns bald das Picknick im Tal nicht mehr leisten.»

«Vetterliwirtschaft»

Wirte und Souvenirhändler bangen ums Geschäft. «Meine Gäste klagen sowieso schon, weil in der Schweiz alles so teuer ist», sagt Dario Maggi (42) vom Restaurant Ai Piee in Brione. Er fürchtet, durch die Gebühren werde man «noch mehr Touristen verlieren». Wirt Daniele Vergani (45) vom Hotel Campagna in Frasco ärgert sich, weil ein Haufen Geld ohne Gegenleistung zu zahlen sei: «Die grünen Parkplätze bieten weder Schatten noch Abfallkübel noch WC.»

Giorgio Luchessa (66) vom Ristorante Posta in Lavertezzo wittert Vetterliwirtschaft: «So mancher im Stiftungsrat verpachtet seine Grundstücke für die Parkplätze und verdient sich eine goldene Nase. Wie bei der Mafia.»

Auch Jonathan Bonetti (45), seit 20 Jahren Andenkenverkäufer in Sonogno, sieht schwarz: «Ich kenne die Touristen. Diese Raffgier verzeihen sie uns nicht.»

«Ärgerliches Souvenir»

Parksündern wie der Familie Boos aus Therwil BL drohen Strafen von 40 bis zu 100 Franken. Vater Thomas (52) ist empört über die 40-Franken-Busse, die er kassierte: «Wir gehen seit 30 Jahren hier baden und parkieren gratis. Und jetzt dieses ärgerliche Souvenir.»

Alan Matasci (40), Projektleiter der grünen Zone, versteht die Aufregung nicht. «Bald werden wir Toiletten und Info-Points errichten. Auch für Camper wird bestens gesorgt», verspricht er.

In dem Tal, durch das täglich 3000 Autos fahren, wolle man «kein Geld scheffeln, sondern Ordnung schaffen und den Reisenden einen tollen Service bieten».