Eine Horrortat, bei der es noch viele offene Fragen gibt. Am letzten Dienstag wird die Britin Anna R.* (†22) tot im Hotel La Palma au Lac in Muralto TI gefunden – die junge Frau erstickte qualvoll. Die Leiche liegt in der Badewanne von Zimmer 501. Ihr Freund, der Deutsche Dirk W.** (29), wird wenig später festgenommen. In einem ersten Verhör spricht er von einem verhängnisvollen Sex-Unfall als Todesursache – doch die Ermittler glauben ihm nicht. Mittlerweile sitzt der Muskelmann in U-Haft. Der Verdacht: vorsätzliche Tötung.
Der Fall wird nicht nur in Grossbritannien, der Heimat der toten Frau, zum grossen Thema. Auch im Zürcher Freundeskreis von Dirk W. machen der Tod und seine bizarren Begleitumstände die Runde. Seine Ex-Partnerin verteidigt ihn, Bekannte fühlen sich hingegen bestätigt. Nur einer weiss vom ganzen Drama im Tessin nichts. Thomas K.** (58), der Vater von Dirk W. – er wohnt in Süddeutschland und erfährt erst via BLICK von den Vorwürfen gegen seinen Sohn.
Der Vater ist geschockt
Thomas K. fällt aus allen Wolken, als er realisiert, was sein Sohn angerichtet haben soll. Nachdem er die zahlreichen Artikel nachliest, kann er seine Empfindungen in Worte fassen: «Als ich den BLICK-Artikel las, kamen mir die Tränen. Ich bin geschockt und kann es nicht fassen. Und ja, auf den Fotos erkenne ich meinen Sohn sofort.»
Thomas K. denkt auch an die Familie des Opfers: «Es macht mich traurig. Ein Menschenleben ging verloren.» Aber: «So wie ich meinen Sohn kenne, kann ich mir nicht vorstellen, dass er seine Freundin töten wollte.»
Immer wieder Konflikte mit dem Sohn
Der Vater führt aus, warum das Verhältnis zum Sohn schon seit langem belastet ist: «Ich habe seit Jahren keinen Kontakt mit ihm. Bloss einmal, vor fünf, sechs Jahren, haben wir wieder kurz zueinandergefunden, als es einen Todesfall in der Familie gab.» Die Annäherung zwischen Vater und Sohn war jedoch nicht von langer Dauer: «Wir hatten bald wieder Differenzen. Seine Probleme fielen auf mich zurück.»
Als Dirk W. noch ein Kind war, stand es besser um das Verhältnis. Der Vater berichtet, dass der Sohn keineswegs ein brutaler Draufgänger gewesen sei. «Er war eher ein schüchterner Bub.»
Der grosse Bruch nach der Scheidung
Nach der Jahrtausendwende kam es zum grossen Bruch: «Seine Mutter und ich liessen uns scheiden. Dirk war damals zwölf Jahre alt. Zunächst war er bei ihr, dann ein Jahr bei mir. Anschliessend kehrte er zu seiner Mutter zurück. Ab diesem Zeitpunkt verlor ich ihn aus den Augen. Doch ich habe ihm stets gesagt, dass meine Tür für ihn immer offen stehe.»
Auch das lange Vorstrafenregister war dem Vater nicht bekannt. «Ich habe es nur vermutet, wegen seines Umfelds.» Der Vater erklärt: «Ich habe mitbekommen, dass er sich in Motorrad-Clubs herumtrieb.»
Im ganzen Negativen gab es aber auch Lichtblicke – so wie die Geburt zweier Enkel: «Ich dachte, dass er jetzt endlich geerdet sei.» Nun das Drama im Tessin: «Wenn mein Sohn jetzt lange hinter Gitter muss, macht mich das sehr traurig.» Dennoch sagt er: «Ich will ihn im Gefängnis besuchen. Er bleibt mein Sohn.»
* Name bekannt
** Namen geändert