Wer sein Gesicht verhüllt, muss zahlen: Heute ist im Tessin das sogenannte Anti-Burka-Gesetz in Kraft getreten. Frauen, die dagegen verstossen, können mit Bussen in der Höhe von 100 bis 1000 Franken bestraft werden. Im Wiederholungsfall werden sogar bis 10'000 Franken fällig.
Lega-Justizdirektor Norman Gobbi hat bereits angekündigt, das Verbot rigoros durchzusetzen. Auch für Touristinnen werde es keine Ausnahmen geben, sagte er kürzlich. Wie die «Aargauer Zeitung» berichtet, wurden die Gemeindepolizeien allerdings angewiesen, Augenmass zu wahren. Bevor die Beamten ihren Bussenblock zücken, sollen sie die Frauen auffordern, den Schleier abzulegen.
Doch das könnte zum Problem werden. Denn ein Grossteil der Tessiner Polizisten hadert mit Fremdsprachenkenntnissen. Alleine in Lugano können 98 von 100 Polizisten kein Englisch und schon gar kein Arabisch, wie die SRF-Sendung «Heute Morgen» berichtet.
Um Missverständnissen vorzubeugen greifen die Behörden deshalb zu einem Kniff. Sie haben ein Flugblatt drucken lassen, das die Beamten verschleierten Frauen in die Hand drücken können. Der Flyer erklärt auf Arabisch, warum das Burkaverbot existiert und was die Konsequenzen bei Verstössen sind. Zudem habe ein «interkultureller Mediator» das Luganeser Polizeikorps geschult, sagte der zuständige FDP-Stadtrat Michele Bertini.
Wie oft die Polizisten ihr neu erlangtes interkulturelles Feingefühl anwenden müssen, steht indes in den Sternen. Touristiker befürchten bereits, dass Gäste aus dem Nahen Osten in Zukunft einen weiten Bogen um die Sonnenstube der Schweiz machen werden. Nicht zuletzt, weil die saudi-arabische Botschaft in Bern ihre «ehrenwerten Bürger» in einer Mitteilung bereits daran erinnert hat, «die Bestimmungen und Gesetze der Schweiz einzuhalten, um jedwelche Konflikte zu vermeiden».
Man kann das auch als Aufforderung verstehen, Reisen ins Tessin zu unterlassen.