Bahnunglück auf Gotthard-Bergstrecke
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In Airolo TI:Bahnunglück auf Gotthard-Bergstrecke in Airolo TI

Staatsanwaltschaft ermittelt wegen S-Bahn-Unfall von Ciro R.* (†40)
War es fahrlässige Tötung?

Eine Woche nach dem tragischen Zugunglück in Airolo TI laufen die Untersuchungen zur Unfallursache auf Hochtouren. In Visier der Ermittler: Vier Mitarbeiter der SBB und der Securitrans.
Publiziert: 11.02.2019 um 17:52 Uhr
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Aktualisiert: 11.02.2019 um 21:30 Uhr
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Spurensicherung an der Unfallstelle in Airolo TI, wo eine S-Bahn einen Securitrans-Mitarbeiter überrollte.
Foto: Keystone
Myrte Müller

Eigentlich ist der Einsatz am vergangenen Dienstagmorgen Routine. Ciro R.* (40) und sein Kollege (39) ziehen mit Gerät in den alten Gotthard-Tunnel. Der Sicherheitsmann der Securitrans und der SBB-Arbeiter wollen die Schienen kontrollieren. Sie wiegen sich in Sicherheit. Denn: Vor jeder Schienen-Inspektion ist normalerweise der Zugverkehr auf dem entsprechenden Gleis gesperrt. 

Doch genau das wird am frühen Morgen des 5. Februars versäumt. Ein verhängnisvoller Fehler! Die S-Bahn startet vom Bahnhof Airolo TI. An Bord sind fünf Passagiere. Sie müssen mit ansehen, wie der Zug Ciro R. überfährt. Sein Locarneser Kollege schafft noch den Sprung zur Seite. Doch auch er wird schwer verletzt und mit dem Helikopter der Rega ins Spital nach Lugano TI geflogen (BLICK berichtete).

Gleis 3 wurden nicht gesperrt

Doch wer hat den Fehler zu verantworten? Die Tessiner Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen vier Mitarbeiter wegen fahrlässiger Tötung. Das berichtet «RSI». Im Visier sind der SBB-Kollege, der den Verstorbenen aufs Gleis begleitete, die Fahrdienstleiterin, der Sicherheitschef und ein Mitarbeiter der Securitrans. Alle wurden von der Staatsanwaltschaft befragt. Auch der Verletzte. Er liegt noch immer mit verschiedenen Knochenbrüchen im Spital. 

Die Versionen gehen allerdings auseinander. Am Morgen vor dem tödlichen Kontrollgang habe es eine Sitzung gegeben, an der alle genannten Personen beteiligt waren. So behauptet der 39-jährige SBB-Kollege, er habe zwar Gleis 3 nicht sperren lassen, aber angeordnet, die Weiche 4 zu stellen. Die anderen drei verharren unterdessen darauf, dass der Locarneser lediglich angeordnet habe, Gleis 3 frei zu halten. Von der Weiche 4 wollen sie nichts gehört haben. 

Am Samstag wurde Ciro R.* (†40) in Arbedo-Castione TI beerdigt

Während niemand die Verantwortung für das Zugunglück übernehmen will, trauern Familie und Freunde um den toten Securitrans-Angestellten. Der gebürtige Süditaliener aus der Salento-Halbinsel (Apulien) wurde am vergangenen Samstag in seinem Wohnort Arbedo-Castione TI bestattet. Ciro R. hinterlässt eine Ehefrau und zwei kleine Kinder (5 und 8). 

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