Schock im Zuger Kantonsrat
Vizepräsident (SP) tötete sich in Tessiner Idylle

Hoch über dem Lago Maggiore setzt SP-Politiker Martin B. Lehmann den Lauf der Pistole an die Schläfe und drückt ab.
Publiziert: 25.11.2011 um 00:18 Uhr
|
Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:39 Uhr
Von Myrte Müller und Adrian Schulthess

Abschied aus dem Paradies. Ein gemütliches Ferienhaus mit Traumblick über den Lago Maggiore. Die Tessiner Herbstsonne färbt den Horizont blutrot. Es ist der letzte Abend von Martin B. Lehmann (48, SP) aus Unterägeri ZG.

Bevor der Vizepräsident des Zuger Kantonsrats gestern Morgen in den Garten tritt, ruft er die Zuger Polizei an. «Ich werde sterben. Ihr findet mich im Tessin, in der Via ai Monti von Ronco sopra Ascona.» Dann setzt er sich den Lauf der Pistole an die Schläfe und drückt ab. Schiesst sich eine Kugel durch den Kopf.

Er, der sich für die Waffen-Initiative starkgemacht hatte, die im Februar vors Volk kam. «Ich bin ganz einfach aus pragmatischen Überlegungen der Meinung (...), dass jeder durch eine Schusswaffe verübte Suizid einer zu viel ist», argumentierte er auf Facebook.

Als die Tessiner Kantonspolizei gestern den Weiler Parcassone erreicht, ist Martin B. Lehmann längst tot. «Ich sah die Streifenwagen schon um 7.30 Uhr. Erst fanden sie das schwarze Mercedes-Cabrio mit Zuger Kennzeichen», erzählt Giorgio Spigaglia (63), der am Berg sein Wochenendhaus hat und die Suche beobachtet. Um zehn Uhr entdecken die Beamten die Leiche.

«Er war immer heiter»

Während die Polizei den toten Politiker birgt, tagt in Zug das Kantonsparlament. SP-Präsidentin Barbara Gysel (34) wundert sich über Lehmanns Abwesenheit: «Unentschuldigt zu fehlen, das ist gar nicht seine Art. Und das Budget 2012, über das wir abstimmen wollten, lag ihm so am Herzen.» Als der Zuger Polizeikommandant die Hiobsbotschaft überbringt, wird die Sitzung abgebrochen.

Martin B. Lehmann ist ledig, Kadermitglied bei der Credit Suisse, präsidiert die Aids-Hilfe Zug. Nächstes Jahr wäre er Kantonsratspräsident geworden. Am 1. Oktober mietet er das Tessiner Ferienhaus mit Blick auf den See. Ein Jahresvertrag. «Er freute sich auf erholsame Wochenenden», erinnert sich Vermieter Giordano Poroli (53). «Fünfmal habe ich ihn gesehen. Er war immer heiter.»

Was kaum einer ahnt, weiss Malaika Meli-Hug (31). Die Ex-Kantonsrätin der SP trat 2006 wegen ihrer Depressionen zurück. «Vor etwa einem Jahr suchte er meinen Rat», erzählt sie. «Er leide an Depressionen und nehme Medikamente, sagte er mir. Ich versuchte, den Kontakt zu halten. Aber er blieb verschlossen.»

Das beliebteste Quiz der Schweiz ist zurück.
Jetzt im Blick Live Quiz abräumen

Spiele live mit und gewinne bis zu 1'000 Franken! Jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag ab 19:30 Uhr – einfach mitmachen und absahnen.

So gehts:

  • App holen: App-Store oder im Google Play Store
  • Push aktivieren – keine Show verpassen

  • Jetzt downloaden und loslegen!

  • Live mitquizzen und gewinnen

Das beliebteste Quiz der Schweiz ist zurück.

Spiele live mit und gewinne bis zu 1'000 Franken! Jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag ab 19:30 Uhr – einfach mitmachen und absahnen.

So gehts:

  • App holen: App-Store oder im Google Play Store
  • Push aktivieren – keine Show verpassen

  • Jetzt downloaden und loslegen!

  • Live mitquizzen und gewinnen

Fehler gefunden? Jetzt melden