Parkplatz-Streit im Verzasca-Tal eskaliert
«Ich muss jeden Tag Touristen verjagen!»

Die Parkingcard ist ein Reizwort im Verzasca-Tal. Für Parkplätze, die früher kostenlos waren, müssen Touristen, aber auch Tessiner jetzt bezahlen. Deshalb werden alle übrigen Plätze jetzt intensiver genutzt.
Publiziert: 08.08.2013 um 09:57 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 19:29 Uhr
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Volles Quartier: In Gerra Verzasca TI parkieren die Touristen lieber im Rustico-Quartier als auf Bezahlparkplätzen.
Foto: Remy Steinegger
Von Myrte Müller

Smaragdgrüner Fluss, eine Handvoll gepflegter Rustici inmitten intakter Natur: Bis zu diesem Sommer war das Verzasca-Tal ein ruhiges Paradies. Seit Einführung der teuren Parking Card ist es dort jedoch vorbei mit dem Frieden.

«Früher gehörten die Stellplätze vor unseren Häusern allein uns. Hier standen höchstens 15 Autos», sagt Mario Monotti (37), der in Gerra Ver­zasca TI ein Ferienhäuschen besitzt. «Jetzt ist alles vollgestellt. Manchmal stehen bis zu 50 Fahrzeuge hier.» Schuld seien die Anfang Juli eingeführten teuren Parkgebühren an der Talstrasse. «Da parkiert jetzt keiner mehr. Die Touristen kommen alle zu uns in den Weiler, um Geld zu sparen. Und wir haben Mühe, einen Parkplatz zu finden», schimpft Monotti.

Die Parking Card ist im Tal ein Reizwort. Für Parkplätze, die früher kostenlos waren, müssen heute Touristen, aber auch Tessiner zehn Franken pro Tag zahlen. Zum Teil werden auch zwei Franken pro Stunde berechnet (BLICK berichtete).

Auch Wirt Dario Maggi (42) regt sich auf. Sein Restaurant Ai Piee in Brione hat private Parkplätze. Diese besetzen jetzt Ausflügler, die an den Fluss wollen. «Seit Einführung der Parking Card muss ich jeden Tag Touristen verjagen», schimpft der Wirt. «Vielen ist die Parking Card einfach zu teuer. Und wer sich eine leistet, denkt, er könne überall im Tal stehen.»

Mit Fremdparkierern auf seinem Grundstück muss sich auch Mario Bacciarini (44) herumschlagen, Besitzer des Risto­rante Posse: «Erst hatte ich deswegen Sorgen. Jetzt aber lasse ich sie. Ich bin gegen die Parking Card. Sie verscheucht uns die Touristen. Wir leben schliesslich von den Feriengästen, dann muss man mit ihnen auch freundlich sein.» Bacciarini kann sich die Grosszügigkeit leisten. Er hat an die 60 Stellplätze.

So viel Grosszügigkeit käme die Osteria Vittoria in Lavertezzo teuer zu stehen. «Unsere elf Parkplätze vor dem Lokal sind unsere Existenz», sagt Wirtin Emese Stacchi (40). «Wenn die von anderen besetzt werden, verlieren wir Gäste. Das ist sehr ärgerlich.»

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