Es sei ein mulmiges Gefühl, sagt Reto Brunner (45). Besorgt schaut er aus dem Fenster seines Hauses in Gordola Moncucco TI. «Noch heute Morgen sah ich Flammen am Waldrand. Nur 500 Meter von uns entfernt», sagt der Zürcher und Wahltessiner. Er ist in Sorge: «Ich habe eine Holzfassade am Haus. Da reicht schon Funkenflug, um etwas zu entzünden. Für den Notfall habe ich schon meinen Gartenschlauch bereitgelegt.»
Brunner bemerkte das Feuer bereits an Silvester. «Am Abend schien es keine Brandwache gegeben zu haben. Als wir an Neujahr den Wanderweg oberhalb unseres Hauses entlanggingen, sahen wir überall Brandnester. Ich wundere mich, dass der Pfad nicht gesperrt wurde. Überhaupt gab es so gar keine Informationen für die Anwohner. Dabei hatte es hier in der Nähe schon im vorletzten Jahr gebrannt.»
Seit vier Tagen brennt der Hang am Sasso Fenduto
Sandro Giottonini (60) und seine Frau Rosanna (60) sind Besitzer eines Hauses in Sasso Fenduto bei Riazzino TI. «Ich wache nachts immer wieder auf, schaue auf den Berg. Heute Morgen noch brannte es. Ganz nah.» In ihrer Nachbarschaft befindet sich ein Rustico. Dort sei der Brand ausgebrochen, vermuten die Anwohner. Vielleicht wurde ein Feuerchen gemacht, das schnell auf die Bäume übersprang.
Seit vier Tagen nun brennt der Hang oberhalb von Riazzino und Gordola. Die Feuerwehr ist mittlerweile mit drei Helikoptern im Dauereinsatz. Auch ein Super-Puma half löschen. Doch den Brand bekommen die Männer nicht in den Griff. «Er weitet sich aus», sagt Claudio Scettini (55) besorgt. Der Feuerwehrmann aus Tenero TI ist seit zwei Tagen im Einsatz.
Der Wind entfacht immer wieder die Glut im Waldboden
«Die Glut im Waldboden wird durch den starken Nordwind immer wieder entfacht. Wir können den Wald nicht betreten. Das Löschen übernehmen drei Helikopter», sagt Claudio Scettini. Die Retter schöpfen unermüdlich Wasser aus einem künstlichen Bassin nahe Monti di Ditto. Die Siedlung von rund 30 Häusern dort wurde vorgestern geräumt, weil sich das Feuer bereits bis auf 150 Meter genähert hat.
Robert (66) und Annemarie Andres (60) aus Zürich sind mit dem Velo unterwegs. «Wir sind ins Tessin gefahren wegen der Sonne. Jetzt brennt es überall. Das bedrückt uns schon», sagt der Pensionär.
Und damit nicht genug: Am Donnerstagmorgen um 6.20 Uhr bricht auch auf der Via Barcone in Ronco s. Ascona TI Feuer aus. Der Brand frisst sich sofort in den Berghang. Gegen 8 Uhr fliegen auch hier drei Hubschrauber hin und her, schöpfen Wasser aus dem Lago Maggiore. Eine Stunde später erhält der Trupp von einem Super-Puma Unterstützung. Die Via Barcone wurde gesperrt. Nicht nur wegen der Flammen. Jetzt droht zu allem Übel auch noch ein Steinschlag.