Es nieselt am Sonntagnachmittag. Die Menschen in Pollegio TI ahnen nicht, was kommt. Gegen 18.30 Uhr knackt es am Berg. Dann ein lautes Krachen. Bis zu 800 Kubikmeter Fels rutschen in den Ortsteil Vigne.
Die Steinlawine streift das Wohngebiet. Steine fliegen wie Geschosse durch die Luft. Sie bohren sich durch die Fassaden, zerschlagen Fenster und Dächer, beschädigen parkierte Autos. Besonders betroffen ist der Kindergarten des Ortes. Das grosse Glück: Sonntags hat der Hort zu. Niemand wird verletzt.
Rund 20 Einwohner aber müssen ihre Häuser am Abend verlassen, verbringen die Nacht bei Nachbarn und Freunden. Die Erde könnte ja weiter rutschen.
Erst heute gibt Kantonsgeologe Giorgio Valenti Entwarnung: «Die Situation ist unter Kontrolle. Die Erdmassen sind am Fusse des Hanges zum Stillstand gekommen.»
Der Gemeindepräsident von Pollegio TI ist erschüttert. «Das war schon ein aussergewöhnlicher Erdrutsch», sagt John Mercoli zu «Ticinonline», «die Kinder müssen wir jetzt woanders unterbringen.»
Doch nicht nur in Pollegio rutscht die Erde. Auch im Bleniotal. Nur eine halbe Stunde später –um 19 Uhr – überrollt eine Schlammlawine den Ortsteil Ghirone TI. Rund 4000 Kubikmeter Geröll verschütten die Kantonsstrasse. Diese bleibt vorerst unpassierbar. Jetzt verbindet nur noch eine Gemeindestrasse das Dorf mit der Aussenwelt.