Empörte Spaziergänger rufen Polizei
4 Nackte im Schilf erwischt!

Im Vögel-Paradies haben Nackte nichts zu suchen! Der grüne Politiker Maggi sieht rot, nicht nur er.
Publiziert: 29.06.2010 um 20:04 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2018 um 19:45 Uhr
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Von Myrte Müller

Kaum ist die Sonne raus, beginnt die Jagd im Tessin auf die Nacktbader. Kein Pardon kennt man am Maggia-Delta.

Während an der sündigen Melezza in Intragna noch ein Auge zugedrückt wird, zeigt sich die Nackten-Polizei in Locarno zugeknöpft. Vier Naturisten werden festgenommen.

150 Franken Busse

Die drei Männer und eine Frau müssen je 150 Franken Busse zahlen. Ihr Vergehen: Erregung öffentlichen Ärgernisses. Oder besser, Erregung einiger Spaziergänger, die gleich die Gemeinde alarmierten.

Auch der WWF-Beauftragte Francesco Maggi (49) ist wild entschlossen, die Nackedeis an der Flussmündung zu verscheuchen. Und zwar sofort. «Das Nacktbaden gehört verboten. Schliesslich ist hier ein Naturschutzgebiet», sagt der grüne Politiker, «die sogenannten Naturisten stören die Vögel.

Sex in den Büschen

Sie trampeln in ihre Brutstätten, vertreiben seltene Zugvögel und vom Aussterben bedrohte Arten.» Das Delta zwischen Locarno und Ascona gehört den Zwergtauchern, Schilfrohrsängern, der Moorente und dem Wasserhuhn, meint der passionierte Ornithologe. Nicht den Nackten.

Francesco Maggi empört sich: «Es gibt internationale Internetseiten, die die Maggiamündung als Nacktparadies empfehlen, wo nicht nur in der Sonne gelegen wird.» So schwärmt «Gayscout.com»: «Am Delta kannst du in den Büschen Sex haben. Beliebt bei älteren Herren.» Und «Gaymap.ch» führt das Maggia-Delta als schwulenfreundlich an. «Die Regierung muss hier hart durchgreifen», fordert Maggi.

«Sie stören ja nicht weiter»

Auch an der Melezza tauchen die ersten Nudisten auf. Intragnas Gemeindepräsident Giorgio Pellanda nimmts gelassen. «Sie stören ja nicht weiter. Solange sie nur in der Sonne liegen.»

Anders ist es mit Swingern, die im vergangenen Jahr das Centovalli überschwemmten. «Bei Sex am Badeplatz allerdings hört der Spass auf», sagt der Bürgermeister. In der nächsten Gemeinderatssitzung will Pellanda für einen offiziellen FKK-Strand werben. «Leider fehlt uns da noch ein klares kantonales Gesetz.»

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