Terrorfinanzierung der Tamil Tigers
Bundesanwaltschaft klagt 13 Personen an

Die Bundesanwaltschaft hat gegen 13 Personen aus dem Umfeld der Tamil Tigers (LTTE) Anklage eingereicht.
Publiziert: 20.07.2016 um 10:59 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 07:45 Uhr
Das Geld diente unter anderem zur Finanzierung von Waffenkäufen.
Foto: Laslo Irmes

Die Anklage wirft den Beschuldigten vor, die tamilische Rebellenorganisation von der Schweiz aus mit rund 15 Millionen Franken unterstützt zu haben - mit Geld von Landsleuten.

Die 13 Personen stammen aus der Schweiz, Deutschland und Sri Lanka, wie die Bundesanwaltschaft (BA) am Mittwoch mitteilte. Sie werden der Unterstützung oder Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation, des Betrugs, der Falschbeurkundung sowie der Geldwäscherei angeklagt und müssen sich vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona verantworten.

Kleinkredite für Terrorfinanzierung

Die Anklage wirft den Beschuldigten vor, während des Bürgerkriegs in Sri Lanka die LTTE durch ein ausgeklügeltes Kleinkredit-System von der Schweiz aus finanziell unterstützt zu haben. Die BA stuft die LTTE (Liberation Tigers of Tamil Eelam) als mutmassliche Terrororganisation ein.

Die führenden Köpfe der Organisation in der Schweiz hätten eine «Methode zur systematischen und raschen Geldbeschaffung» innerhalb der tamilischen Diaspora-Gemeinde in der Schweiz entwickelt, schreibt die BA. Das Geld diente unter anderem zur Finanzierung von Waffenkäufen.

Die Drahtzieher seien zur Tatzeit über einen Schweizer Ableger namens «World Tamil Coordinating Committee» aufgetreten. Die LTTE blieb somit anonym.

Mitglieder massiv unter Druck gesetzt

Die Methode bestand darin, untereinander nicht verbundene Mitglieder der tamilischen Exil-Gemeinde dazu zu bringen, einen Kleinkredit aufzunehmen. Dabei sollen die Angeklagten ihre Landsleute teils massiv unter Druck gesetzt haben. Zu diesem Punkt wollte sich die BA am Mittwoch auf Anfrage nicht näher äussern.

Die Organisation habe die Gemeinde zunächst einer «eigentlichen ökonomischen Analyse unterzogen», um mögliche Kreditnehmer auszumachen, heisst es in der Medienmitteilung der BA.

Ausgewählte Mitglieder der Gemeinde schlossen daraufhin treuhänderische Kleinkredit-Verträge von bis zu 100'000 Franken ab und übertrugen das Geld dem Schweizer Ableger der LTTE. Die überhöhten Kreditraten wurden laut der BA durch Spendenbeiträge aus der Gemeinde sowie durch neu aufgenommene Kleinkredite zurückbezahlt.

Insgesamt rund 15 Millionen Franken

Kuriere transportierten die bezogenen Kleinkredite in Form von Bargeld nach Singapur und Dubai. Auf diesem Weg seien insgesamt rund 15 Millionen Franken ins Ausland geschafft worden.

Das System brach 2009 zusammen, nachdem die «Tamil Tigers» militärisch besiegt waren und die Schweizer Diaspora-Gemeinde die Kreditzahlungen nicht mehr fortsetzte.

Strafverfahren bereits 2009 eröffnet

Das Strafverfahren wurde 2009 eröffnet. Im Zuge der Ermittlungen reisten Vertreter von Bundesanwaltschaft und Bundespolizei nach Sri Lanka, um Zeugen zu befragen.

Die LTTE kämpfte während 37 Jahren für einen unabhängigen Tamilenstaat im Nordosten von Sri Lanka. Der Konflikt kostete bis zu 100'000 Menschenleben und endete erst nach einer blutigen Offensive der Regierungstruppen und dem Tod von LTTE-Führer Vellupillai Prhabakaran im Mai 2009. (SDA)

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