Teil 1: So lästern die Schweizer
«Ich kann kaum noch mit jemandem CH-Deutsch reden»

Publiziert: 18.02.2007 um 21:56 Uhr
|
Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:33 Uhr
von ralph donghi, Paola Pitton, KatiA Murmann, Georg Nopper
ZÜRICH – Die Deutschen sind da! Und sie sind überall: in Chefetagen, beim Bund, in Krankenhäusern, Universitäten, auf Baustellen. Letztes Jahr kamen 24700 Deutsche in die Schweiz – 21 Prozent mehr als 2005. Heute leben mehr als 170000 Deutsche hier. Und Experten sind sicher: Es kommen noch mehr Deutsche zu uns. Deshalb fragt BLICK: Wie viele Deutsche verträgt die Schweiz? Müssen wir uns gegen sie wehren? Oder tun sie der Schweiz gut? Im ersten Teil der BLICK-Serie kommen Schweizer zu Wort. Und sagen frisch von der Leber weg, was sie von den Einwanderern aus dem Norden halten

«Ich habe bisher vorwiegend schlechte Erfahrungen gemacht mit Deutschen. Sie kamen mir meistens unfreundlich vor und zeigten sich auch nicht gerade hilfsbereit. Ich will nicht verallgemeinern: Aber die meisten kommen doch nur in die Schweiz, um grosses Geld zu verdienen! Und dann gehen sie irgendwann zurück nach Deutschland und leben dort wie die Fürsten.»

«Ich verstehe die Angst vieler Schweizer um ihren Job, weil Deutsche viel billiger arbeiten. Allein im Pflegebereich gibt es ja teilweise nur noch Deutsche. Privat sind die Deutschen eigentlich schon sympathisch – solange man mit ihnen alleine ist. Wie ich es erlebe, werden sie zum Teil unangenehm, sobald sie in der Gruppe auftauchen. Ich selber habe natürlich auch schon über Deutsche gelästert. Sie sollten einfach etwas lockerer werden und etwas mehr eine südländische Einstellung zum Leben haben. Dies gilt allerdings auch für uns Schweizer!»

«In meinem beruflichen Umfeld gibt es immer mehr Deutsche. Ich kann mich kaum noch mit jemandem auf Schweizerdeutsch unterhalten. Und wenn ich mich dann weigere, Hochdeutsch zu sprechen, heisst es gleich, wir Schweizer seien Rassisten. Einem meiner Kollegen sagte man beim Bewerbungsgespräch in einem Temporärbüro, ein Deutscher würde den Job für 20 Franken pro Stunde machen. Mein Kollege müsse diesen Lohn akzeptieren, wenn er den Job wolle. Die Deutschen kommen also als Billigarbeitskräfte in die Schweiz und ruinieren unseren Arbeitsmarkt.»

Linda Hofer (44), Geschäftsführerin aus Zürich.
«Ich bin Deutschland-Fan und habe während der Fussball-WM in Zürich ein Deutschland-Trikot getragen. Die Schweizer haben mich behandelt, als hätte ich die Pest. Sie haben mich gemieden, überall, wo ich hinkam, wurde es ganz ruhig. Und hinten herum haben sie geläster, wie es halt Schweizer Art ist. Wenn ich dann auf Schwiizertüütsch gefragt habe, ob sie ein Problem haben, haben sie doof geschaut. Das hat mich sehr nachdenklich gemacht. Es muss ja furchtbar sein, in unserem Land als Deutscher zu leben. Ich finde es schade, dass manche Schweizer so gegen die Deutschen sind. Dabei sind wir doch gar nicht so verschieden.»
«Ich bin Deutschland-Fan und habe während der Fussball-WM in Zürich ein Deutschland-Trikot getragen. Die Schweizer haben mich behandelt, als hätte ich die Pest. Sie haben mich gemieden, überall, wo ich hinkam, wurde es ganz ruhig. Und hinten herum haben sie geläster, wie es halt Schweizer Art ist. Wenn ich dann auf Schwiizertüütsch gefragt habe, ob sie ein Problem haben, haben sie doof geschaut. Das hat mich sehr nachdenklich gemacht. Es muss ja furchtbar sein, in unserem Land als Deutscher zu leben. Ich finde es schade, dass manche Schweizer so gegen die Deutschen sind. Dabei sind wir doch gar nicht so verschieden.»
Samuel Rafique (22), Elektromonteur aus Hinwil ZH.
«Auf der Baustelle habe ich täglich mit Deutschen zu tun. Ihre Zahl hat massiv zugenommen, seit ich 2001 angefangen habe zu arbeiten. Von den rund 40 Arbeitern auf meiner jetzigen Baustelle sind etwa ein Dutzend Deutsche. Das beunruhigt mich und meine Kollegen. Die Deutschen, die in die Schweiz kommen, sind gut ausgebildet und arbeiten gut – wenn sie dann noch bereit sind, für weniger Geld zu arbeiten, dann sieht es schlecht für uns aus. Ausserdem nervt mich, dass viele Deutsche kaum mit einem reden – selbst wenn ich auf sie zugehe, gibt es kaum Kontakte.»
«Auf der Baustelle habe ich täglich mit Deutschen zu tun. Ihre Zahl hat massiv zugenommen, seit ich 2001 angefangen habe zu arbeiten. Von den rund 40 Arbeitern auf meiner jetzigen Baustelle sind etwa ein Dutzend Deutsche. Das beunruhigt mich und meine Kollegen. Die Deutschen, die in die Schweiz kommen, sind gut ausgebildet und arbeiten gut – wenn sie dann noch bereit sind, für weniger Geld zu arbeiten, dann sieht es schlecht für uns aus. Ausserdem nervt mich, dass viele Deutsche kaum mit einem reden – selbst wenn ich auf sie zugehe, gibt es kaum Kontakte.»
Reto Hugentobler (27), Gipser aus Rapperswil SG.
«Ich arbeite auf Baustellen viel mit Deutschen zusammen. Ich finde, wir sind uns ziemlich ähnlich. Mit den Deutschen kann man gut reden und es lustig haben. Ich empfinde sie nicht als arrogant. Es ist schon richtig, dass es immer mehr Deutsche gibt. Aber die Deutschen wissen, warum sie hierher kommen: um zu arbeiten und um Geld zu verdienen, nicht um unsere Sozialsysteme auszubeuten. Vor fünf Jahren kündigte mir meine Firma und stellte billigere Deutsche an. Aber ich bin nicht auf die Deutschen sauer, sondern auf unsere Politiker und unsere Wirtschaft, die so etwas erlauben.»
«Ich arbeite auf Baustellen viel mit Deutschen zusammen. Ich finde, wir sind uns ziemlich ähnlich. Mit den Deutschen kann man gut reden und es lustig haben. Ich empfinde sie nicht als arrogant. Es ist schon richtig, dass es immer mehr Deutsche gibt. Aber die Deutschen wissen, warum sie hierher kommen: um zu arbeiten und um Geld zu verdienen, nicht um unsere Sozialsysteme auszubeuten. Vor fünf Jahren kündigte mir meine Firma und stellte billigere Deutsche an. Aber ich bin nicht auf die Deutschen sauer, sondern auf unsere Politiker und unsere Wirtschaft, die so etwas erlauben.»
Kommentar: Reizthema Deutsche offen angehen
Die Aufregung ist gross, bevor die BLICK-Serie überhaupt begonnen hat. Aufgeschreckt durch den Werbespot «Wie viele Deutsche verträgt die Schweiz?» meldeten sich Deutsche auf der Redaktion, die bange fragten, was wir denn schreiben würden.

Keine Angst, liebe Deutsche, unsere Serie wird keine Kampagne gegen euch. Aber die Deutschen in der Schweiz sind ein Reizthema. Es muss auf den Tisch. Wir stellen die Fragen: Nehmen Deutsche den Schweizern die Jobs weg? Drücken sie die Löhne? Welche Vorurteile haben wir gegenüber den Deutschen? Wie deutsch fühlen sich die Deutschschweizer selber?

Viele Schweizer lästern nur hintenrum über die Deutschen (siehe Umfrage-Resultate). Darum haben als Erste jene Eidgenossen das Wort, die hinstehen und sagen, was sie denken.

Die Deutschen dürfen morgen zurückgeben. Und bekanntlich wissen die sich ja verbal zu wehren.

Rolf Cavalli, Stellvertreter des Chefredaktors

Lesen Sie heute im Blick:
Die grosse Umfrage – wie finden die Schweizer die Deutschen?

Lesen Sie morgen im Blick: Jetzt reden die Deutschen!
Die Aufregung ist gross, bevor die BLICK-Serie überhaupt begonnen hat. Aufgeschreckt durch den Werbespot «Wie viele Deutsche verträgt die Schweiz?» meldeten sich Deutsche auf der Redaktion, die bange fragten, was wir denn schreiben würden.

Keine Angst, liebe Deutsche, unsere Serie wird keine Kampagne gegen euch. Aber die Deutschen in der Schweiz sind ein Reizthema. Es muss auf den Tisch. Wir stellen die Fragen: Nehmen Deutsche den Schweizern die Jobs weg? Drücken sie die Löhne? Welche Vorurteile haben wir gegenüber den Deutschen? Wie deutsch fühlen sich die Deutschschweizer selber?

Viele Schweizer lästern nur hintenrum über die Deutschen (siehe Umfrage-Resultate). Darum haben als Erste jene Eidgenossen das Wort, die hinstehen und sagen, was sie denken.

Die Deutschen dürfen morgen zurückgeben. Und bekanntlich wissen die sich ja verbal zu wehren.

Rolf Cavalli, Stellvertreter des Chefredaktors

Lesen Sie heute im Blick:
Die grosse Umfrage – wie finden die Schweizer die Deutschen?

Lesen Sie morgen im Blick: Jetzt reden die Deutschen!
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?