Statt Stacheldraht
Tiefer Graben neben Oberwil-Lieli

Das Asylgegner-Dorf Oberwil-Lieli AG würde ohne Zögern zu Stacheldraht greifen, um ungewünschte Personen fernzuhalten. Im benachbarten Birmensdorf ZH haben nun Bauern einen Graben ausgehoben, womit sie aber keine Flüchtlinge ausgrenzen wollen. Ihr Problem sind Fahrende aus Strasbourg (F).
Publiziert: 11.05.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 15:50 Uhr
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«Nachbarsbauern sagten, es gebe Fahrende, die klauen.» Bäuerin Sandra Lischer (28).
Foto: Ralph Donghi
Ralph Donghi

So etwas hat es noch nie gegeben. Um ein Feld herum, auf dem Fahrende aus Strasbourg (F) leben, wurde ein tiefer Graben gelegt. Und dies nur wenige hundert Meter vom Asylgegner-Dorf Oberwil-Lieli AG entfernt. «Nein, nein, das betrifft nicht unser Gebiet», winkt Gemeindeammann und SVP-Nationalrat Andreas Glarner (53) ab. Es sei ja nicht Stacheldraht, mit dem er am liebsten die grüne Grenze der Schweiz abriegeln würde. Er ist froh: «Gottseidank sind diese Fahrenden nicht bei uns.» Sie seien knapp auf Gemeindegebiet vom Nachbardorf Birmensdorf ZH.

Doch auch dort sind Fremde nicht bei allen erwünscht. Dabei hat es Bäuerin Sandra Lischer (28) anfangs noch gut gemeint, als letzten Samstag drei Fahrende bei ihr aufkreuzen und ihr «Weidli» für drei Wochen mieten wollen. Für 1600 Franken. «Sie waren nett und sagten, dass sie alles mit der Gemeinde geregelt hätten. Zudem hätten sie sanitäre Anlagen dabei, würden sofort zahlen und machten einen schriftlichen Vertrag mit mir», erklärt Lischer BLICK.

Nur: Noch am selben Abend kriegt die Bäuerin ein komisches Gefühl. «Nachbars-Bauern sagten, es gäbe Fahrende, die klauen, eine Riesen-Sauerei und ein kaputtes Feld hinterlassen.» Am Sonntag ruft Lischer den Chef der Fahrenden an. Doch der verweist auf den Vertrag, will mit seinem Clan kommen. «Ich geriet in Panik, rief die Polizei an», so Lischer. «Die sagte, dass ich wegen dem Vertrag nichts tun könne. Ausser die Leute nicht aufs Feld lassen.»

Lischer organisiert einen Nachbarn, pflügt mit ihm auf einem Traktor eine tiefe Furche ums ganze Feld. «Inzwischen war von der Polizei die Gemeinde informiert worden», so Lischer. «Ich habe nicht gewusst, dass ich das als Vermieterin vor Vertragsunterzeichnung hätte tun müssen.» Als die Fahrenden am Nachmittag kommen, versperren Lischer und ihr Nachbar mit dem Traktor die Einfahrt zum Feld. Resultat: Riesen-Stau. Polizei und Gemeindeverteter kommen. «Wir mussten die Situation beruhigen und fuhren alle in ein Waldstück», so Lischer.

Dann hätten lange Verhandlungen begonnen. Man habe sogar noch einen anderen Platz für die Fahrenden gesucht. Erfolglos. Resultat: Die Fahrenden müssen bis heute um 14 Uhr weg. Der für die Sicherheit zuständige Gemeinderat Paul Gähler (61): «Wir hätten die Bewilligung nie erteilt, da es dort keine sanitären Anlagen hat.» Birmensdorf habe generell nichts gegen Fahrende. «Im Winter sind jeweils welche bei der Badi, wo es Anlagen hat.»

Und die Miete? «Wenn die Fahrenden alles tipptopp hinterlassen, kriegen sie ihr Geld zurück», so Sandra Lischer. Zu BLICK sagt ein Franzose, dass sie gehen werden. «Wir wissen aber noch nicht, wohin. Einen Platz zu finden wird immer schwieriger, da man in der Schweiz immer mehr rassistischen Leuten begegnet.»

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