Die Uhr im Wohnzimmer von Familie Schafer zeigt 15.10 Uhr, eigentlich würde sich Margrit Schafer (100) nun mit Tochter und Enkelin vor dem Fernseher setzen und ihre Lieblingssendung, die ARD-Telenovela «Sturm der Liebe», schauen. Wie jeden Nachmittag seit 2005. Doch gestern zeigt BLICK ihr stattdessen eine Sonderfolge der deutschen Dauerserie – ein Geburtstagsvideo, das die Darsteller extra für die Jubilarin aufgenommen haben.
Sieben Schauspieler gratulieren nacheinander in die Kamera, singen «Zum Geburtstag viel Glück». Margrit Schafer sitzt vor dem Computer, wirft die Arme in die Luft und ruft: «Ich will sie alle einfach umarmen!»
«Ihre Geschichte hat uns berührt»
Die Glückwünsche ihrer Serienhelden bedeuten der Seniorin viel. Erst recht, nachdem sie an ihrem 100. Geburtstag bitter enttäuscht wurde: Weder Vertreter der Gemeinde noch der Kirche oder des Kantons liessen sich an ihrem Fest blicken oder schickten Grüsse.
Nachdem BLICK das Schicksal der Seniorin publik gemacht und nebenbei ihre Lieblingsserie erwähnt hatte, reagierte das Bavaria-Filmstudio. «Ihre Geschichte hat uns so sehr berührt, da wollten wir ihr unbedingt eine Freude machen», sagt Annika Zschuppe, Sprecherin der Sendung.
Zwischen den Drehs hätten sich die Schauspieler deshalb extra Zeit genommen, um ihr Glückwünsche auszurichten. «Sie waren total begeistert von der 100-jährigen Schweizerin», so Zschuppe.
«Sie sprechen zu mir ganz alleine»
Nachdem sie das Video angeschaut hat, ist Margrit Schafer gerührt. «Ich schaue die Sendung für mein Leben gern. Und jetzt sprechen diese Darsteller einfach zu mir, zu mir ganz alleine.»
Dabei war die Überraschung aus Deutschland nur die Krönung. Seit fünf Tagen erhält Schafer täglich haufenweise Post aus der ganzen Schweiz. Fünf Kisten gefüllt mit Karten und Briefen und Dutzende Päckchen stapeln sich in ihrem Zuhause in Ueberstorf FR. Der Wintergarten ist mittlerweile ein einziges Blumenmeer. Die Jubilarin überglücklich: «An diesen Geburtstag werde ich mich noch lange erinnern.»
Seniorin will Solidarität teilen
Die Karten müsse sie nun erst einmal lesen, die Pakete noch öffnen. Enkelin Beatrice Schafer (37) hat eine Liste mit Absendern angelegt. «Ich freue mich, dass meine Grossmutter jetzt auch einmal im Mittelpunkt steht. Das hat sie verdient.»
Glückwünsche und Geschenke hätte sie nun aber mehr als genug. «Ich bin sehr dankbar. Aber sollte mir jemand jetzt noch eine Freude machen wollen, möchte ich, dass das anderen zugutekommt.»
Zum Beispiel dem Freiburger Tierschutzverein oder der Foundation for happy dogs and people. «Ich möchte den Tieren gerne ein Stück der Solidarität abgeben, die ich erfahren durfte.»