Studien sehen keinen Zusammenhang
Hat der Zölibat Schuld an Missbrauch und Pädophilie?

Oftmals wird der Zölibat als Grund für Übergriffe in Klostern angeführt. Aber diese gewagte These ist wissenschaftlich nicht belegt.
Publiziert: 17.02.2017 um 17:32 Uhr
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Aktualisiert: 22.09.2018 um 22:28 Uhr
Priester während einer Messe, die von Papst Franziskus gehalten wurde.
Foto: EPA/Angelo Carconi

Lockt der Zölibat Pädophile und Sexualstraftäter ins Kloster? Die gewagte These hält sich hartnäckig. Dabei gibt es keine wissenschaftlichen Studien, die einen Zusammenhang belegen. Auf keinen Fall ist der Zölibat die Ursache für Missbrauch und Pädophilie, da sich die sexuelle Neigung eines Menschen bereits im Jugendalter festlege – lange vor der Entscheidung, zölibatär zu leben.

Den Zusammenhang untersuchte etwa die Studie des Direktors für Forensische Psychiatrie an der Universität Essen, Norbert Leygraf. Er forschte über sexuelle Übergriffe durch katholische Geistliche in Deutschland. Die Leygraf-Studie kam zum Schluss, dass es keine Befunde gibt, «die belegen könnten, dass ein gewollter oder ungewollter Verzicht auf Sexualität das Risiko für Sexualdelikte erhöht». Die Debatte um sexuellen Missbrauch durch Geistliche mit dem Zölibat zu verbinden, entbehre «jeglicher wissenschaftlicher Grundlage».

Tatsächlich würden Täter nicht selten den Zölibat zur Rechtfertigung ihrer Taten missbrauchen. Die Verantwortung für sexuellen Missbrauch liege aber immer bei den Tätern selber, so Leygraf. Wer den Zölibat als Grund für Missbrauch nenne, stelle sich somit unbeabsichtigt auf die Täterseite.

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