Die sogenannte Fischerburg gleicht einem Dornröschenschloss. Seit der österreichische Filmstar O. W. Fischer («Ludwig II», «Peter Voss, der Millionendieb», «Es muss nicht immer Kaviar sein») am 29. Januar 2004 im Alter von 88 Jahren starb, schläft das einst luxuriöse Anwesen in Vernate TI. Jetzt scheint der Zauber gebrochen. Der Nachlass im Wert von sechs Millionen Franken ist endlich in den Besitz der Erben übergegangen. Der Gemeinde liegt nun ein Grundbucheintrag vor.
Zehn Jahre mussten die Erben, der Tierschutzverein La Stampa und die Theologische Fakultät der Universität Lugano, darauf warten. Doch beide haben noch immer nichts von Fischers Millionen gesehen. «Weder Erbschein, Schlüssel noch eine Aufstellung der Werte», sagt Rodolphe Schmid, Präsident des Tierschutzvereins. «Und auch vom Grundbucheintrag erfahren wir erst vom BLICK!» Schmidt will sich kommende Woche um das Erbe kümmern.
Im Märchen ist es die böse Fee, die das Schloss eine halbe Ewigkeit in die Starre zwingt – beim Fischer-Vermächtnis der Testamentsvollstrecker, der nicht vollstrecken wollte. Sechs Jahre brauchte Francesco Wicki (45), um den Erbschein auszustellen, weitere vier um die Namen der Erben im Grundbuch eintragen zu
lassen. Er bestätigt: «Der Erbschein liegt vor und das Vermächtnis ist an die Erben übergegangen.» Warum die Vollstreckung so lange dauerte und die Erben nicht informiert wurden, dazu schweigt der Luganeser Anwalt.
Der Gemeindepräsident von Vernate, Giovanni Cossi (66), ist verärgert. Vor zwei Jahren marschierte er letztmals auf das 15 700 Quadratmeter grosse Grundstück der Fischerburg und war entsetzt. «Die Villa ist vom Unterholz geradezu verschluckt. Verfault durch die Feuchtigkeit. Man kann das Haus eigentlich nur noch abreissen. Der Park gleicht einem Dschungel. Da kommt kaum noch einer durch», sagt der ehemalige Grossrat. «Ein Jammer! Wie konnte man das nur so verkommen lassen? Das wären 5600 Quadratmeter Bauland. Das reicht für sechs bis acht dreistöckige Häuser.»
Genervt vom Schneckentempo des Testamentsvollstreckers Francesco Wicki, hatte die Gemeinde überlegt, den Zonenplan für den 10 000 Quadratmeter grossen Wald auf dem Fischer-Grundstück zu ändern und das Anwesen als öffentliches Gelände zu deklarieren. Dazu ist es nicht gekommen.
Der freisinnige Gemeindepräsident Cossi hatte auch schon eine Idee für die Verwendung des Gebiets: «Wir wollen in Vernate einen Dinosaurier-Park bauen. Das zum Beispiel wäre doch ein schöner Platz.»
Otto Wilhelm Fischer wäre das wohl recht gewesen. Der Filmstar war Katzennarr und Tierfreund, deshalb das Vermächtnis an den Tierschutzverein. Warum also keine Saurier auf der Fischerburg?