Strafanzeige gegen Pöschwies

Der grausame Mord an Simon K. soll nicht ungesühnt bleiben. Die Verwandten des Opfers wollen gegen die Anstaltsleitung klagen.
Publiziert: 02.02.2008 um 21:03 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2018 um 19:21 Uhr
Von Walter Hauser und Beat Kraushaar

Drei Tage, bevor er ermordet wurde, hat Simon K. (25) in der Strafanstalt Pöschwies noch seine Mutter Elfriede angerufen. Er habe Angst, werde von Roland K. (49) bedroht und sexuell belästigt, sagte er am Telefon. Auch den Aufsehern teilte er seine Angst mit. Doch der Hilfeschrei verhallte ungehört.

Vor einer Woche wurde Simon vom zweifachen Bubenmörder Roland K. in dessen Zelle auf der Sucht- und Krankenabteilung von hinten erwürgt. Das Opfer versuchte, sich im Todeskampf gegen seinen Peiniger zu wehren, und fügte ihm Bisswunden zu. Doch der schmal gebaute Simon hatte gegen den fast 1,90 Meter grossen Hünen keine Chance. Häftlinge berichten, dass der blutrünstige Täter seinem Opfer noch Schnittverletzungen zufügte, als dieses bereits tot war. Ein Ritual, das Roland K. schon bei früheren Opfern beging.

In die Trauer der Eltern mischt sich auch Wut – auf die Verantwortlichen, die einen der brutalsten pädosexuellen Mörder der Schweiz mit jungen Suchtkranken zusammen in eine Abteilung steckten. Der bekannte Zürcher Strafverteidiger Valentin Landmann bringt die nicht nachvollziehbare Zusammenlegung auf den Punkt: «Das ist etwa so, wie wenn man einen Vergewaltiger ins Mädchenheim steckt.» Simon entsprach genau dem Bild des Opfers, auf das es Roland K. in seiner Verbrecherlaufbahn stets abgesehen hatte: jung, mit bubenhaftem Aussehen.

SonntagsBlick weiss: Die Eltern des Opfers werden gegen die Verantwortlichen Strafanzeige einreichen. «So ein schreckliches Ende hat er nicht verdient», sagte die Mutter gestern zu einer Bekannten.

Mit der Strafanzeige kommen die Verantwortlichen der Strafanstalt und des Zürcher Justizvollzugs unter zunehmenden Druck. Es läuft bereits eine andere Strafanzeige gegen drei Angestellte, wie Anwalt Landmann gegenüber SonntagsBlick bestätigt: im Zusammenhang mit einem Mord, der sich vor einem Jahr in der Strafanstalt ereignete.

Thomas Manhart (50), Leiter des zürcherischen Amtes für Justiz- und Massnahmenvollzug, sieht keinen Grund, am bestehenden Haftregime etwas zu ändern.

Simon wurde am Freitag im zürcherischen Wald im engsten Familienkreis zu Grabe getragen.

Mahnwache für Simon
Mitarbeiter von Pfarrer Siebers Sozialwerken (SWS) rufen heute Sonntag zu einer Mahnwache für Simon auf. Sie findet von 20 bis 21 Uhr vor den Toren der Strafanstalt Pöschwies in Regensdorf ZH statt. Alle, die ihre Betroffenheit und Trauer ausdrücken wollen, sind eingeladen, daran teilzunehmen. Simon wurde am Freitag im zürcherischen Wald beigesetzt.
Mitarbeiter von Pfarrer Siebers Sozialwerken (SWS) rufen heute Sonntag zu einer Mahnwache für Simon auf. Sie findet von 20 bis 21 Uhr vor den Toren der Strafanstalt Pöschwies in Regensdorf ZH statt. Alle, die ihre Betroffenheit und Trauer ausdrücken wollen, sind eingeladen, daran teilzunehmen. Simon wurde am Freitag im zürcherischen Wald beigesetzt.
Knast für ganz Böse
Roland K. ist einer von insgesamt 180 Insassen der Zürcher Strafanstalt Pöschwies, die als gemeingefährlich eingestuft werden.
Wie der Mord am jungen Simon K. drastisch aufzeigt, bleiben sie auch nach Jahren unkontrollierbar. Weil es in der Schweiz kein Sondergefängnis für Verwahrte und gemeingefährliche Häftlinge gibt, werden sie in den normalen Strafvollzug integriert. Das soll sich jetzt ändern. Die SVP des Kantons Zürich wird ein Postulat im Kantonsrat einreichen und ein Sondergefängnis für Verwahrte und hochgefährliche Häftlinge fordern. «Wir verlangen vom Regierungsrat eine umfassende Prüfung des Postulats und einen Bericht dazu», sagt Alfred Heer (46), Nationalrat und SVP-Fraktionschef im Zürcher Kantonsrat.
Roland K. ist einer von insgesamt 180 Insassen der Zürcher Strafanstalt Pöschwies, die als gemeingefährlich eingestuft werden.
Wie der Mord am jungen Simon K. drastisch aufzeigt, bleiben sie auch nach Jahren unkontrollierbar. Weil es in der Schweiz kein Sondergefängnis für Verwahrte und gemeingefährliche Häftlinge gibt, werden sie in den normalen Strafvollzug integriert. Das soll sich jetzt ändern. Die SVP des Kantons Zürich wird ein Postulat im Kantonsrat einreichen und ein Sondergefängnis für Verwahrte und hochgefährliche Häftlinge fordern. «Wir verlangen vom Regierungsrat eine umfassende Prüfung des Postulats und einen Bericht dazu», sagt Alfred Heer (46), Nationalrat und SVP-Fraktionschef im Zürcher Kantonsrat.
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