Stiefmutter (49) des Pöschwies-Opfers gestorben
Aus Gram!

REGENSDORF ZH – Die letzte Ruhestätte von Brigitta H.* Sie liegt ganz in der Nähe ihres geliebten Simon.
Publiziert: 02.03.2008 um 22:45 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 19:39 Uhr
Von Karin Baltisberger

Brigitta H.* (49) konnte nicht mehr. Eines Morgens liegt sie tot im Bett. Gestorben aus Gram. Aus Trauer um ihren Stiefsohn. Nur gerade zwei Wochen hat sie ihren Simon überlebt.

Simon K.* (25). Wegen Drogendelikten muss er für ein Jahr ins Gefängnis. Ende Januar wird er in der Strafanstalt Pöschwies sexuell missbraucht und grausam getötet. Von Roland K. (49), einem verwahrten Sexualstraftäter.

Als Simons leiblicher Vater Robert und dessen langjährige Lebenspartnerin Brigitta davon erfahren, sind sie am Boden zerstört. Vor allem der Stiefmutter setzt der Tod schwer zu. Sie ist ohnehin schon gesundheitlich angeschlagen. Vor zwei Wochen starb sie. «Wegen Simons Tod fehlte ihr wohl der nötige Lebenswille», vermutet ein Bekannter.

Jetzt muss Robert K.* zwei Tote betrauern: Seine Lebensgefährtin und seinen Sohn. «Es geht ihm sehr schlecht», weiss der Bekannte. Brigitta H. findet ihre letzte Ruhe auf dem Friedhof in Rüti. Wo auch ihr Stiefsohn Simon liegt. Ihr Grab ist reich mit Blumen geschmückt.

Zu schaffen gemacht hat der freiberuflichen Werbeberaterin wohl auch der Kampf gegen Pöschwies. Nach dem Mord nimmt sich die Familie einen Anwalt. Denn die Gefängnisleitung wusste, dass der Verwahrte Roland K. für ihren Simon eine Gefahr war. Doch sie tat nichts.

Roland K. hatte Simon vor dem Mord schon einmal sexuell attackiert. Im Dezember 2007 griff er dem 25-Jährigen zwischen die Beine. Die Gefängnisleitung bestrafte den Übergriff mit 20 Tagen «Gruppenausschluss» und Fernsehentzug. Danach liess man den Verwahrten wieder auf Simons Station zurück.

Die Behörden untersuchen den Fall, kommentieren ihn aber nicht.

Gefängnisleiter Ueli Graf (59) aber ging der Fall an die Substanz. Er liess sich beurlauben. Zur Erholung. «Bis auf weiteres», wie es hiess. Inzwischen gehe es ihm aber besser, bald soll er wieder an seinen Arbeitsplatz zurückkehren. Wann genau er wieder in Pöschwies die Verantwortung übernehmen wird, ist aber noch unklar.

* Namen der Redaktion bekannt

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