Längst nicht allen Konsumenten ist es bewusst: Hinter dem Glas Milch zum Zmorge, der Bratbutter zum Zmittag und dem Fondue zum Znacht verbirgt sich oft grosser Trennungsschmerz. Denn: Auf den allermeisten Milchbetrieben werden die Kälber direkt nach der Geburt von der Mutter getrennt – und ausserhalb des Stalls in einem Iglu gehalten. Mit Folgen: Oft gerät die Mutter bei der Trennung in Panik und die Kälber müssen mit Antibiotika behandelt werden, weil ihr Immunsystem geschwächt ist.
Milch aus Mutter-Kalb-Haltung nun offiziell erlaubt
Dass die Methode trotz Nachteilen in der Schweiz so verbreitet ist, lag bisher auch an einer missverständlich formulierten Verordnung im Lebensmittelrecht. Wegen dieser war unklar, ob Milch von Kühen, die auch ihre Kälber säugen, verkauft werden darf. Bauern, die trotzdem solche Milch verkauften, bewegten sich im Graubereich. Das hinderte viele daran, auf die tierfreundliche Mutter-Kalb-Haltung (MuKa-Haltung) umzustellen – «aus Angst, es sei verboten», sagt Evelyn Scheidegger, Bio-Bäuerin und Mitgründerin des Vereins Cowpassion, der sich für die Förderung von MuKa-Haltung einsetzt. Diese Woche hat der Ständerat nun aber Klarheit geschaffen: Er hat eine Motion angenommen, die die rechtliche Unsicherheit beseitigt und den Verkauf von Milch aus MuKa-Haltung offi ziell erlaubt.
«Ein ermutigendes Signal»
Beim Verein Cowpassion freut man sich darüber. «Aber eigentlich kommt die Legalisierung spät», kritisiert Scheidegger. Sie selbst setzt schon seit einiger Zeit erfolgreich auf MuKa-Haltung (SonntagsBlick berichtete) und weiss: Die Umstellung lohnt sich, denn die Nachfrage nach Milchprodukten aus der MuKa-Haltung steigt. «Ein ermutigendes Signal an die Bäuerinnen, die Umstellung in Angriff zu nehmen», findet Scheidegger. Auch beim Schweizer Tierschutz begrüsst man die Gesetzesrevision. «Aber erst wenn diese Form der Haltung in der landwirtschaftlichen Praxis weitverbreitet ist, können wir von einem vollen Erfolg sprechen.»