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Er organisierte und zahlte: Pfarrer A. W.* überwies Geld an...

Foto: zvg

Von Joel Weibel

Am 15. Dezember 2014, zehn Tage vor Weihnachten, flog das Doppelleben von Pfarrer A. W.* auf. Am Flughafen Zürich wurde er verhaftet. Er wartete dort auf die Ankunft von Flug LX 93 aus São Paulo (Brasilien), im Flugzeug sass M. C.*.

Der Mann war Drogenkurier und hatte 2935 Gramm Kokaingemisch im Gepäck. Pfarrer W. sollte Kurier M. C. nach Basel fahren, wie SonntagsBlick gestern berichtete. Doch dazu kam es nie. Die Polizei verhaftete das Duo um 11.15 Uhr.

Vergangene Woche hat die Staatsanwaltschaft Winterthur/Zürich Unterland den reformierten Pfarrer wegen Vergehen gegen das Betäubungsmittelgesetz angeklagt.

Doch A. W. war nicht bloss ein kleiner Lieferant in einer einmaligen Aktion. Er war Teil eines kleinen Drogenrings. Zwei weitere Personen sind in Haft und angeklagt. Unklar ist momentan, ob noch weitere Personen in diesem Koks-Geschäft mitmischten. BLICK liegt die Anklageschrift vor. Darin wird dem Pfarrer auch mehrfache versuchte Geldwäscherei vorgeworfen. Den Auftrag dazu erhielt er von einer Frau namens I. M.*. Ihr hatte der Pfarrer vor drei Jahren ein Darlehen über 10 000 Franken gewährt. Sie zahlte ihm zunächst nur 5000 Franken zurück, versprach ihm aber offenbar den Rest – falls er ihr bei ihren kriminellen Machenschaften helfe.

Bereits am 3. Februar 2014 stellte sich der Pfarrer in ihre Dienste und half ihr bei der Abwicklung ihrer Drogengeschäfte. Über die Geldtransferfirmen Moneygram und Western Union überwies der Pfarrer 7521.68 Franken an Personen in Brasilien und Portugal. Das Geld dazu liess sich der Pfarrer von I. M. geben, «obwohl er zumindest annehmen musste, dass diese Gelder aus Drogengeschäften stammten», steht in der Anklageschrift.

Der Pfarrer betätigte sich als eigentliches Reisebüro für I. M. und ihre Drogenkuriere. Mit seiner privaten Kreditkarte kaufte er zwischen dem 3. Februar und dem 6. Dezember letzten Jahres 22 Flugtickets im Gesamtwert von über 16 800 Franken. Mehrmals buchte er die Strecken von São Paulo nach Amsterdam und Zürich, aber auch einen Flug aus der nigerianischen Stadt Lagos nach São Paulo und zurück.

«Aufgrund der namhaften Beträge (insgesamt 29 347.80 Franken) musste dem Beschuldigten zumindest bewusst sein, dass es beim Erlös aus den Drogengeschäften um grössere Mengen ging, die im Bereich des Verbrechens liegen», schreibt die Staatsanwältin. Sie ist überzeugt, dass Geld gewaschen wurde und fordert eine bedingte Freiheitsstrafe von zwei Jahren für den Koks-Pfarrer. Auch den Komplizen, dem Kurier M. C. und der Anstifterin I. M., wird der Prozess gemacht.

Ob der Pfarrer tatsächlich verurteilt wird, ist noch nicht entschieden. Das Bezirksgericht in Bülach ZH wird darüber befinden. Unklar ist auch noch, ob der derzeit freigestellte Pfarrer seinen Job in der Gemeinde behalten kann.

A. W. wollte zu den Drogengeschäften keine Stellung nehmen. Aber offenbar anerkennt er sein Verschulden. Sein Anwalt sagte gegenüber SonntagsBlick, dass der Pfarrer «die ihm vorgeworfenen Handlungen zutiefst bedaure».