Als Bundesrat Alain Berset 1972 das Licht der Welt erblickte, hatte Dr. med Willy Krauthammer bereits seit vier Jahren seine eigene Kinderpraxis. Seit 60 Jahren arbeitet er als Kinderarzt und Kinderneurologe in Zürich. Heute ist er 87 Jahre alt – und wohl der älteste aktive Pädiater der Schweiz.
In seiner Praxis ist er allerdings nicht der Älteste. Da steht ein Apothekerschrank mit Medikamenten aus längst vergangenen Tagen: mit historischen Proben von Penicillin, Morphium – sogar Heroin. Krauthammer zeigt das Möbel voller Stolz. «Das Stück ist über 110 Jahre alt.» Ein Relikt aus einer anderen Zeit der Medizin. Der rüstige Doktor, der sich schon früh für diesen Zweig der Heilkunde entschieden hat, wirkt plötzlich sehr jung.
Über 12 Prozent sind bereits im Rentenalter
Krauthammer ist nicht der einzige Kinderarzt im Rentenalter. Dies belegen Zahlen, welche die Verbindung der Schweizer Ärzte zusammengestellt hat: 2016 lagen 129 aktive Kinderärzte über dem Pensionsalter – mehr als zwölf Prozent! Demnächst erreichen weitere 105 Mediziner die Altersgrenze.
Ans Aufhören denkt auch Krauthammer noch lange nicht. Er wirkt fit, spricht begeistert über seine Arbeit und ist sich völlig bewusst, dass er einer der letzten aktiven Mediziner in diesem Alter ist.
Der Nachfolger ist da
Vor vier Jahren entschied er sich, einen Nachfolger für seine Praxis zu suchen. Fündig wurde er am Kinderspital Zürich. «Es war nicht einfach, da heute nicht mehr viele Kinderärzte eine eigene Praxis betreiben wollen. Doch es hat geklappt!»
Auch nach der Übergabe kümmert sich Krauthammer weiterhin um einen Teil seiner Patienten. Seine Enkelkinder kommen ebenfalls regelmässig zur Kontrolle.
Wenn Krauthammer über seinen Beruf spricht, ist er noch immer Feuer und Flamme. «Ich würde den Job sofort wieder machen und ihn auch weiterempfehlen», sagt der erfahrene Mediziner. Und doch kann er den Mangel an Kinderärzten verstehen: «Viele wollen Teilzeit arbeiten, aber die Arbeit als Kinderarzt ist ein 24-Stunden-Job.» Dazu kommt, dass Kinderärzte und Kinderpsychologen weniger verdienen als andere Ärzte.
Jeden Mittwoch gehts in die Weiterbildung
Alle drei Jahre muss Krauthammer seine Lizenz erneuern. Dies schafft er immer mit Bravour. Zudem absolviert er jeden zweiten Mittwoch einen Weiterbildungskurs am Kinderspital Zürich. «Ich habe dort schon meinen Stammplatz und bin klar der älteste Teilnehmer», sagt er.
Die grösste Schwierigkeit in der Kindermedizin sieht Krauthammer darin, dass sich das Selbstverständnis von Eltern im Laufe der Zeit sehr verändert habe.
Es brauche viel Zeit, um Väter oder Mütter von einer Krankheit oder einem Medikament zu überzeugen. Dies gelte besonders für die Aufmerksamkeitsstörung ADHS. «Mit viel gutem Willen gelingt es dann meistens doch, ihnen klarzumachen, dass Ritalin keine Psychodroge ist.»
Kinderärzte haben ein Nachwuchsproblem: In den nächsten vier Jahren erreichen fast 20 Prozent der Schweizer Pädiater das Pensionsalter. Nachfolger sind kaum in Sicht.
Das liegt zunächst daran, dass die Schweiz nicht genügend Mediziner ausbildet. Um die medizinische Versorgung sicherzustellen, wären an Schweizer Universitäten nach Angaben des Bundesrats pro Jahr 1300 Masterabschlüsse in Humanmedizin notwendig, 2015 aber schlossen gerade mal 895 Studenten ihr Medizinstudium ab.
Fast überall verdient man mehr
Selbst von denen zieht es zu wenige in die Pädiatrie. Ein Grund: «Sie verdienen fast in jedem anderen medizinischen Feld mehr», sagt Dr. Heidi Zinggeler Fuhrer (50), Präsidentin des Berufsverbands Kinderärzte Schweiz.
Im Mittel bekommt ein Kinderarzt 187'000 Franken – muss aber im Gegensatz zum Spitalarzt seine Ausrüstung selber anschaffen. Zinggeler Fuhrer plädiert dafür, dass Kinderärzte ihren Beruf an den Universitäten stärker bewerben. Auch die Gemeinden seien gefragt, neue Praxismodelle zu erproben.
Bald Regionen ohne Kinderarzt
Klar ist: Wenn es weitergeht wie bisher, gibt es bald überall in der Schweiz grosse Regionen ohne Kinderarzt.
Insbesondere Praxen in Randregionen sind für junge Ärzte nicht mehr attraktiv. Junge Pädiater zieht es eher in urbane Regionen, wo sie in Gemeinschaftspraxen oder Kinderspitälern zu Bürozeiten arbeiten können oder in Teilzeit.
Kinderärzte haben ein Nachwuchsproblem: In den nächsten vier Jahren erreichen fast 20 Prozent der Schweizer Pädiater das Pensionsalter. Nachfolger sind kaum in Sicht.
Das liegt zunächst daran, dass die Schweiz nicht genügend Mediziner ausbildet. Um die medizinische Versorgung sicherzustellen, wären an Schweizer Universitäten nach Angaben des Bundesrats pro Jahr 1300 Masterabschlüsse in Humanmedizin notwendig, 2015 aber schlossen gerade mal 895 Studenten ihr Medizinstudium ab.
Fast überall verdient man mehr
Selbst von denen zieht es zu wenige in die Pädiatrie. Ein Grund: «Sie verdienen fast in jedem anderen medizinischen Feld mehr», sagt Dr. Heidi Zinggeler Fuhrer (50), Präsidentin des Berufsverbands Kinderärzte Schweiz.
Im Mittel bekommt ein Kinderarzt 187'000 Franken – muss aber im Gegensatz zum Spitalarzt seine Ausrüstung selber anschaffen. Zinggeler Fuhrer plädiert dafür, dass Kinderärzte ihren Beruf an den Universitäten stärker bewerben. Auch die Gemeinden seien gefragt, neue Praxismodelle zu erproben.
Bald Regionen ohne Kinderarzt
Klar ist: Wenn es weitergeht wie bisher, gibt es bald überall in der Schweiz grosse Regionen ohne Kinderarzt.
Insbesondere Praxen in Randregionen sind für junge Ärzte nicht mehr attraktiv. Junge Pädiater zieht es eher in urbane Regionen, wo sie in Gemeinschaftspraxen oder Kinderspitälern zu Bürozeiten arbeiten können oder in Teilzeit.