Silvan Paganini erklärt den Tauchroboter «Rudolph»
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«Kostet so viel wie ein Auto»:Silvan Paganini erklärt den Tauchroboter «Rudolph»

Spannende Bergung aus dem Bodensee
Die Wiederauferstehung der «Säntis»

Bis Ende April soll ein 130 Jahre alter Schaufelraddampfer vor Romanshorn TG aus 210 Meter Tiefe geholt werden – technisch ist das Unternehmen äusserst anspruchsvoll. Ob es gelingt, kannst du dank Blick live mitverfolgen.
Publiziert: 01.04.2024 um 10:08 Uhr
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Aktualisiert: 03.04.2024 um 10:47 Uhr
Silvan Paganini, Präsident Schiffsbergeverein in Romanshorn am Bodensee. Um das Dampfschiff Säntis aus dem Bodensee zu bergen, darf er nicht klötzeln, er muss klotzen. An diese Ösen hängen viele Tonnen Last.
Foto: Scheiber Pascal
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Beat MichelReporter

Bisher galt diese Aufgabe als unlösbar: Aus mehr als 200 Meter Tiefe soll die Säntis in den kommenden Wochen an die Oberfläche des Bodensees kommen. Die Methoden, mit denen der 1933 versenkte Schaufelraddampfer nach mehr als 90 Jahren wieder zum Schwimmen gebracht werden könnte, wurden zum Teil noch nie angewendet.

Die Risiken sind zahllos – und stellen krasse technische Anforderungen an das Bergungsteam um Ingenieur Silvan Paganini (40). Vielleicht lässt sich das gut 51 Meter lange Passagierschiff gar nicht erst aus dem Schlamm lösen. Oder es bricht auf dem Weg an die Oberfläche auseinander. Wenn es überhaupt dem Wasserdruck und den kräftigen Strömungen in dieser Tiefe standhält. Zumal bisher weitgehend unbekannt ist, wie stark die Stahlwände der 1892 in Dienst gestellten Antiquität mittlerweile verrostet sind.

Wie schwierig das Manöver ist, war nicht von Anfang an klar. Paganini erinnert sich: «Als ich zum ersten Mal auf die Bergung von einem Schiff im Bodensee angesprochen wurde, dachte ich noch, wir hängen ein paar Ballone an, und – schwups – ist es oben. Doch weit gefehlt: Wir sahen schnell, es braucht viel mehr!»

Schifffahrtsgesellschaft und Bergeverein

Silvan Paganini, der technische Betriebsleiter der Schweizerischen Bodensee-Schifffahrt AG (SBS), ist nicht nur Experte in Sachen Schiffbau, mit seinem Arbeitgeber hat er auch einen wichtigen Verbündeten bei der Wiederauferstehung der Säntis an seiner Seite. Die SBS stellt dem Schiffsbergeverein Romanshorn, dem sie das Wrack 2023 zum Preis eines symbolischen Frankens verkauft hat, zwei Jahre lang einen Gratisliegeplatz zur Verfügung und – für drei Monate – auch seine Werft. Das alleine würde 2700 Franken pro Tag kosten. Dazu können die Berger den Hellingwagen nutzen, der das versunkene Schiff über die letzten 150 Meter auf Schienen aus dem Wasser ziehen wird. 

Zeitfenster: drei Monate

Doch bis die Säntis unter Trommelwirbeln wieder das Tageslicht sieht, ist es noch ein weiter Weg. Und die zeitlichen Grenzen sind eng: «Wir haben eine Bewilligung von drei Monaten. Der Countdown ist im Februar angelaufen. Ende April schliesst sich das Zeitfenster», sagt Paganini. Die Planung für das Mammutprojekt steht, doch Verzögerungen bei der Durchführung sind nicht ausgeschlossen. Es wird spannend, und Blick ist live dabei!

Tauchroboter mit Spüllanze

Schon die erste Aufgabe ist extrem schwierig: das Anbringen der vier Bergungsleinen unter dem Schiffsrumpf. Hierfür hat das Team eigens einen Tauchroboter entwickelt. Durch eine 300 Meter lange Hochdruckleitung pumpt er Wasser in eine Spüllanze, die sich mit vier Schubdüsen unter dem Kiel hindurchgräbt und zunächst je ein dünnes Seil platziert. Damit werden dann nach und nach die eigentlichen Bergungsleinen um den Rumpf gelegt.

Auch diese Leinen – sie bestehen aus Stahlgeflecht – sind eine Eigenentwicklung: Einerseits sollen sie nicht von den scharfen Kanten des Kiels zerschnitten werden, andererseits dürfen sie das Bootswrack nicht beschädigen. Der erste Versuch scheiterte, als die Lanze etwas zu hoch in den Boden stach und den Schiffsrumpf traf. Doch auch diese Aufgabe hat das Bergungsteam mittlerweile gelöst.

Stahltanks wie ein U-Boot

Dann wird das 126 Tonnen schwere Schiff an die 25 Tonnen schwere Hebeplattform gehängt. Sie wurde vom Team Paganini genau auf Mass zurechtgeschweisst. Dann kommen zwölf mit Luft gefüllte Hebesäcke zum Einsatz. Damit das Boot nicht in Schieflage gerät und kontrolliert aufsteigen kann, sitzen auf der Plattform zwei sieben Meter hohe Stahlbehälter, die wie die Ballasttanks eines U-Boots funktionieren und den Aufstieg gezielt variieren können. 

Superkompressor

Das Anheben des Wracks kann beginnen, wenn der Hochleistungskompressor startklar ist. Er wurde am 25. März geliefert. Um die Hebesäcke in der Tiefe zu füllen, bis sie an die Oberfläche stossen, braucht es Druckluft mit mehr als 22 Bar, aber auch riesige Mengen Luft. Von dieser Phase an wird Blick die Aktion live begleiten. Ist die Säntis erst einmal angehoben, kann die historisch wertvolle Fracht behutsam nach Romanshorn geschleppt werden.

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