Kommandant Hans-Ulrich Haldimann: «Etwas Vergleichbares hat es bei uns noch nie gegeben!»

Foto: Fotos: Patrick Spahni, VBS

Von Adrian Schulthess

Die Militärpolizei fährt kurz nach Mitternacht vor der Mannschaftskaserne 2 des Waffenplatzes Thun BE vor. Sie nimmt am frühen Freitagmorgen einen WK-Soldaten Anfang 30 fest. Der Vorwurf: Der Betriebssoldat soll Stunden zuvor versucht haben, einen anderen WK-Soldaten zu vergewaltigen. Vor Zeugen!

Diese berichten von wüsten Szenen, die sich am Donnerstagabend in der Kasernendusche abgespielt haben sollen. Das Opfer, ein Küchensoldat Mitte 20, habe nach der Sex-Attacke am ganzen Körper Kratzspuren und Blutergüsse gehabt.

Die Militärjustiz bestätigt: «Wir haben ein Verfahren wegen Verdachts auf einen sexuellen Übergriff eröffnet», sagt Sprecher Tobias Kühne. «Die Intensität des Übergriffs wird nun abgeklärt. Der mutmassliche Täter wurde festgenommen und befragt. Am Freitagabend kam er wieder frei.»

Hintergründe sind unklar

Der Thuner Waffenplatz-Kommandant Hans-Ulrich Haldimann ist erschüttert. «Etwas Vergleichbares hat es bei uns noch nie gegeben», sagte er gestern.

«Die genauen Hintergründe sind noch unklar. Der mutmassliche Täter war am Donnerstag wohl stark alkoholisiert. Wir haben ihn heimgeschickt. Sein WK wäre am Samstag sowieso zu Ende gewesen.»

Anders das Opfer. Der Mann ist immer noch im Dienst, beendet seinen WK wie geplant, so Haldimann. «Ich habe mit ihm persönlich über den Vorfall gesprochen. Er sagte mir, er wolle seinen Dienst fortsetzen. Ich habe ihm aber deutlich gemacht, dass ich für ein Gespräch jederzeit zur Verfügung stehe. Meine Tür ist offen», sagt Oberst Haldimann.