Sohn von Top-Manager Roman Boutellier
600 Meter in den Tod gestürzt

Roman Boutellier verlor in den Glaner Alpen seinen Sohn Philipp (25). Vor einem Jahr wäre der Ex-SIG-Chef fast wichtigster Beamte von Schneider-Ammann geworden.
Publiziert: 23.02.2013 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:56 Uhr
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An der Nordwand des Hausstocks stürzt Philipp Boutellier ab. Eine Rega- Crew kann am Dienstag nur noch seine Leiche bergen.
Foto: Kapo GL
Von Daniel Riedel, Adrian Schulthess

Wie kann Topmanager Roman Boutellier (62), selber Alpin­sportler, diesen schweren Schicksalsschlag verkraften? Vor vier Tagen hat er seinen Sohn Philipp verloren. Der 25- Jährige stürzte in den Glarner Alpen in den Tod. Der Vater ist in tiefer Trauer.

Roman Boutellier, der Mathematikprofessor aus Ober­egg AI, der von 1999 bis 2004 den traditionsreichen Industriekonzern SIG in Neuhausen SH leitete, musste vor weniger als einem Jahr schon auf die Krönung seiner beruflichen Karriere verzichten.

Im Mai stand er unmittelbar vor der Wahl zum Staatssekretär für Bildung und Forschung. Im Assessment, hiess es, habe er von allen Bewerbern am besten abgeschnitten. Auf der Ziellinie wurde er ausgebremst.

Der Bundesrat verweigerte dem Topmanager am 9. Mai 2012 den Job. Weil er Johann Schneider-Ammann (61) zu na­he stand: Boutellier war Verwaltungsratspräsident der Ammann-Gruppe, die der Familie des FDP-Bundesrats gehört.

Den Spitzenbeamtenjob nicht zu erhalten, war für den damals 61-Jährigen eine berufliche Niederlage.

Und jetzt dieser tragische Verlust: Gestern ist in der «Neuen Zürcher Zeitung» eine Todesanzeige erschienen. Roman Boutellier muss den Tod seines jüngsten Sohns beklagen. Beim Unglück am Berg ist der angehende Arzt Philipp Boutellier 600 Meter in die Tiefe gestürzt.

Handy hatte keinen Empfang

Am Dienstag hat der Medizinstudent an der Uni Zürich einen freien Tag für eine Skitour genutzt. Am frühen Morgen bricht er mit einer Zürcher Kollegin (27) von der Wichlenalp ob Elm GL auf. Ihr Ziel ist der 3158 Meter hohe Hausstock. Philipp Boutellier kennt die Gegend, seine Freundin (29) wohnt bei Glarus.

Das Wetter ist prächtig, die Lawinengefahr mässig. Der Student und die Kollegin sind geübte Berggänger. Doch er kommt besser voran, ist seiner Begleiterin laut der «Südostschweiz» fünf bis zehn Minuten voraus. Und so gibt es keine Zeugen vom tragischen Unglück.

150 Höhenmeter unter dem Gipfel merkt die Zürcherin, dass Phi­lipp nicht mehr vor ihr ist. Sie will Retter alarmieren. Ihr Handy hat keinen Empfang! Sie beschliesst, zurück ins Tal zu fahren. Alarmiert um 14.15 Uhr die Rettungsflugwacht.

Ein Helikopter rückt aus. Die Crew ortet Philipp Boutellier am Fuss der Nordwand, der Rega-Arzt kann nur noch seinen Tod feststellen. Er ist 600 Meter abgestürzt.

Die Begeisterung für den Bergsport vom Vater

Bekannte beschreiben den Medizinstudenten als begeisterten Bergsportler. Heute vor einer Woche stand Boutellier auf dem Pizzo Campo Tencia, dem höchsten Tessiner Berg. Die Hausstock-Tour war schon seine sechste in diesem Monat.

Seine Begeisterung für den Bergsport hat Philipp Boutellier vom Vater geerbt: Roman Boutellier stand auf fast allen Schweizer Viertausendern.

«Ich habe beim Bergsteigen viel über Gruppendynamik gelernt», sagte der Topmanager 1999 in einem Interview. Mit seinem Jüngsten war er oft am Berg gewesen.

Jetzt trauern wichtige Leute um Philipp Boutellier, auch an den Zürcher Hochschulen. Vater Roman Boutellier ist ­Vizepräsident der ETH und im Vorstand des Akademischen Alpen-Clubs Zürich. Sein Sohn war seit Anfang Jahr Mitglied.

Am Montag wird der verunglückte Philipp Boutellier in Oberegg beigesetzt.

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