So vergiften sich die Schweizer
Schmerzmittel, Shishas, Babybrei

An den meisten Vergiftungen in der Schweiz sind Medikamente schuld. Das Zentrum Tox Info Suisse weist in seinem Jahresbericht auch auf einige überraschende Fälle hin.
Publiziert: 16.08.2017 um 17:15 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 13:00 Uhr
Kein Scherz! Falsch zubereitet kann sogar Babybrei gefährlich sein.
Foto: AP

Im vergangenen Jahr sind in der Schweiz neun Menschen an Vergiftungen gestorben. In sechs Fällen verursachten Medikamente den Tod. Drei weitere erlagen der Wirkung von giftigen Pflanzen, Chemikalien und Jauchegasen.

Auch bei den Fällen, die nicht tödlich enden, gehen die meisten Vergiftungen auf das Konto von falsch dosierten Medikamenten: Wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten Jahresbericht der Beratungsstelle Tox Info Suisse hervorgeht, erlitten im vergangenen Jahr 2740 Personen eine Medikamentenvergiftung.

Deutliche Zunahme der Paracetamol-Fälle

Aktuell beobachtet das Tox-Zentrum eine deutliche Zunahme der Vergiftungen durch das Schmerzmittel Paracetamol. Diese Fälle hätten sich seit 1995 mehr als verdoppelt.

Hinter den Medikamenten kommen mit grossem Abstand mit 471 Fällen Vergiftungen durch Haushaltprodukte, etwa Putzmittel, und mit 433 Fällen Vergiftungen durch Drogen und Alkohol.

Auch abgesehen vom Kohlenmonoxid schädlich

Die Beratungsstelle hat auch einige überraschende Vergiftungsfälle registriert: So kam es im letzten Jahr zum Beispiel bei zwei Personen zu einer Kohlenmonoxid-Vergiftung durch Shisha-Rauchen.

«Bisher sind es nur Einzelfälle», sagt Hugo Kupferschmidt, Direktor des Zentrums, zum BLICK. Die tatsächliche Anzahl der Shisha-Vergiftungen könne jedoch nicht beziffert werden. Das Phänomen sei vielen Leuten noch gar nicht bewusst. «Uns geht es darum, dies bekannt zu machen», sagt Kupferschmidt. 

Auch abgesehen vom Kohlenmonoxid sind Wasserpfeifen gesundheitsschädlich. Ihr Rauch enthalte dieselben schädlichen Substanzen wie Zigarettenrauch, heisst es bei Tox Info Schweiz. Eine Shisha-Session von 45 bis 60 Minuten entspreche etwa 100 Zigaretten.

Achtung bei Kohlrabi, Fenchel, Spinat

Eine Analyse der Methämoglobinämie – eine Art Blutvergiftung – bei Kindern zeigte, dass bei kleinen Kindern meistens falsch zubereitete Gemüsebreie der Auslöser waren. Deren Nitratgehalt führt zur Oxidation des in den roten Blutkörperchen vorhandenen Hämoglobin, das dem Sauerstofftransport dient. Es wird in das funktionsunfähige Methämoglobin umgewandelt, das keinen Sauerstoff transportieren kann.

«Das Problem kann bei Verwendung von nitrathaltigem Gemüse wie Kohlrabi, Fenchel oder Spinat auftreten», sagt Kupferschmidt. «Gemüsebrei mit solchem Inhalt sollte man frisch zubereiten und nicht aufbewahren.»

Insgesamt registrierte das Tox-Zentrum im vergangenen Jahr 36'400 Vergiftungsfälle, davon betrafen 18'000 oder 56 Prozent Kinder. Die meisten von ihnen waren unter fünf Jahre alt. (SDA/noo)

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