Blick: Warum wollen Sie unbedingt anonym bleiben?
Martin Z.* (28): Sonst werde ich noch an den Pranger gestellt.
Sie haben mit Drogen zu tun?
Ja, ich konsumiere seit 14 Jahren diverse Drogen.
Auch GBL, das schon für Vergewaltigungen eingesetzt wurde?
GBL ist keine Vergewaltigungsdroge! Es ist eine legale Industriechemikalie, die sich im Körper zu GHB, Flüssig-Ecstasy, umwandeln kann. Aber ja, ich konsumiere GBL und auch das harmlosere GHB.
Warum tun Sie das?
Ich bin berufstätig, nehme es nach Feierabend. So wie andere ein Bier trinken oder einen Joint rauchen.
Sie verharmlosen das Problem. An GBL sind Menschen gestorben. Werden Frauen oft K.o.-Tropfen ins Getränk gemischt?
Das gibt es eher selten. Und eigentlich sollte man es schmecken.
Wo besorgen Sie sich GBL?
Im Internet oder bei Kollegen.
Verkaufen Sie es auch weiter?
Ja, ich habe auch schon verkauft.
So wie es etwa der verhaftete Aargauer Drogen-Koch Daniel (28) getan haben soll?
Ja. So wie Dani macht es jeder in der Szene.
Sie kennen Daniel also. Was hat man bei ihm gefunden?
Die Substanzen sind mir bekannt. Doch die Menge nicht.
Laut Polizei soll Daniel grössere Mengen an Flüssig-Ecstasy hergestellt und verkauft haben.
Er hat GBL gekauft, zusammen mit Natronlauge das GHB daraus gemacht. Wenn er es verkauft hat, dann hauptsächlich um den Eigenkonsum zu finanzieren. Er ist nicht so ein grosser Fisch in der Szene, wie er dargestellt wurde.
Wurden Sie seit der Razzia vor 8 Tagen von der Polizei befragt?
Nein. Bisher nicht.
Dann könnte es sein, dass die Polizei noch bei Ihnen auftaucht, weil Daniel Sie kennt?
Das könnte sein. Dann müsste die Polizei aber noch bei vielen anderen ‹einfahren›. In der Aargauer Szene gibt es sicher rund 200 Leute, die mit diesen Drogen zu tun haben. Meist sind es normale Bürger, denen man es nicht ansieht.
Sind Sie selber bereits polizeilich bekannt?
Ja, bin ich. Aber nicht vorbestraft.
Aber Sie sind ein grosser Fisch?
Weil man GBL legal kaufen kann, gibt es keine grossen Fische in der Szene. Jeder kann es bestellen und verarbeiten. Die meisten tun es nur für sich und ihre Kollegen.
Obwohl Sie GBL konsumieren, finden Sie es nicht gut, dass man es legal erwerben kann.
Man würde besser das verbotene GHB legal machen. Denn das ist schwächer und verträglicher.
Sie verharmlosen immer noch.
Nein. Es kommt bei jedem Suchtmittel nur auf die Dosierung an.
* Name von der Redaktion geändert