Serviertochter verlor wegen ihren Haaren den Job
Welche Frisur ist schlimmer?

Als Manuela Fichtinger (48) mit ihrer neuen Haarfarbe am Arbeitsplatz auftaucht, sieht ihr Chef rot.
Publiziert: 13.02.2014 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 03:27 Uhr
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«Ich mag meine Haare so und falle gerne auf.» Manuela Fichtinger.
Foto: Joseph Khakshouri
Von Britta Krauss

Im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Serviertochter aus Oberurnen GL hat sich die Haare brandrot gefärbt. «Ich hatte Lust auf etwas Neues und fand, dass mir das steht», sagt sie. Dem Geschäftsführer vom Gasthaus zum weissen Kreuz in Seewen SZ geht das zu weit. Als sie sich weigert, die Haare umzufärben, muss sie gehen.

«Er schrieb mir einen Brief, in dem er mich aufforderte, mein Aussehen zu ändern, wenn mir die Arbeit am Herzen liege», sagt Fichtinger. «Offenbar ist ­Ihnen entgangen», schreibt Peter Rickenbacher (49), «dass Sie in einem Speiserestaurant arbeiten. Denn Ihr Auftreten mit einer leuchtend-roten Frisur (...) sprengt die Regeln und das Mass des Zumutbaren.»

Doch die von Natur aus brünette Österreicherin, die vor 30 Jahren als Saisonnier in die Schweiz kam, will nicht um­färben: «Ich mag meine Haare so und falle gerne auf. Ich trug auch schon Orange und Violett. Es hat sich noch nie jemand bei mir beschwert.» Sie habe sich im Restaurant ordentlich gekleidet, die Haare als Zopf ­getragen und gut gearbeitet. «Ausserdem wurde ich mit violetten Haaren eingestellt. Was also ist so schlimm an Rot? Bei früheren Arbeitgebern hatte ich nie Probleme.»

Kurz darauf bekommt Fichtinger, die nach fünf Wochen noch in der Probezeit ist, die Kündigung.

Privat könne sie sich «dekorieren und verzieren, wie sie wolle», heisst es. «Doch am Arbeitsplatz gelten andere Vorschriften als zuhause.» Peter Rickenbacher verteidigt sein Vorgehen: «In der Schweiz geben Arbeit­geber vor, wie sich Arbeitnehmer kleiden dürfen.

Ich habe extreme Reaktionen von Gästen ­bekommen», sagt er. «Viele reklamierten, waren verängstigt. So ein Auftreten passt nicht in unsere Traditionsgaststätte.» Bei ihrer Einstellung habe Fichtinger nur ein «schimmriges Violett» getragen, das zu zwei Dritteln rausgewachsen war. «Ich dachte, das habe sie noch von der Fasnacht. Mit dem Rot hätte ich sie nicht eingestellt.»

Er persönlich hätte mit der Farbwahl seiner Serviertochter leben können, «aber die Gäste waren geschockt, wenn so ein Paradiesvogel am Tisch auftauchte. Es war ihre Wahl. Sie hätte umfärben können.»

Manuela Fichtinger hat am Vorfall von Ende Oktober noch immer zu beissen, arbeitet heute als Putzfrau. «Ich will Leuten, die so etwas erlebt ­haben, Mut machen, sich zu wehren.» Sie würde gerne ins Gastgewerbe zurückkehren. Mit roten Haaren. «Die Arbeit sollte zählen, nicht das Äussere. Wir müssen nicht alle gleich aus­sehen. Ein bisschen Farbe tut der Arbeitswelt gut.»

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