Es ist ein schwerer Gang für den Ehemann (83) und die Tochter von Elisabeth T.* (83) zum Bezirksgericht Dietikon ZH. Dort mussten sie gestern Max E.** in die Augen schauen. Dem Mann, der im April 2017 die wehrlose Rentnerin vor ihrer Haustür abfing, sie brutal überwältigte, in die Wohnung zerrte, fesselte, ihr die Kleider vom Leib schnitt und sich an ihr verging.
Gestern begann der Prozess gegen den heute 56-Jährigen. Das Opfer selber erscheint nicht. «Das hätte ich nicht geschafft», sagte Elisabeth T. zu BLICK am Vortag. Sie hofft einfach, dass ihr Peiniger nie mehr freikommt.
Mehrfach vorbestraft und sogar schon verwahrt
Max E. kommt vor Gericht in Jeans und Schlabber-T-Shirt. Er wirkt abwesend, steht offensichtlich unter dem Einfluss starker Medikamente.
BLICK betitelte ihn bereits 1986 als «Sex-Unhold Nummer 1». Immer wieder verging er sich an Frauen, sass dafür schon im Knast – wurde sogar vorübergehend verwahrt. Anfang der 90er-Jahre kam Max E. nach vier Jahren wieder auf freien Fuss. Warum die Gutachter damals im verwahrten Mehrfachtäter offenbar keine Gefahr mehr sahen, blieb auch vor Gericht unbeantwortet. Es gebe zwar Akten von damals, diese seien aber unvollständig, erklärt der Verteidiger.
Als der Angeklagte zur Tat befragt wird, gibt er nur kurze, kaum verständliche Antworten. Mit monotoner Stimme nuschelt er vor sich hin. Er sei mit einem Rollkoffer der Rentnerin gefolgt. Darin: ein Messer und Seil. Und dann sei es eben passiert. «Sie hat mich so antörnend angeschaut», so der unfassbare Erklärungsversuch des Angeklagten. Zudem habe das Opfer viel Schmuck getragen. Das habe ihn zusätzlich angeregt. «Das ist ein Wahnsinn, was ich da gemacht habe», sagt der Sexualstraftäter.
Er verlor Job, Wohnung und Freundin
Laut seinem Verteidiger befand sich Max E. damals in einer Krise. Er verlor seinen Job als Zügelmann, danach seine Freundin und die Wohnung. Er habe sogar zwischenzeitlich im Wald gehaust.
Wie aus der Anklageschrift hervorgeht, schlug er bereits wenige Wochen vor dem Überfall auf eine alte Dame in Bern zu. Damals suchte er die Wohnung einer ihm bekannten Prostituierten auf und nötigte die Frau sexuell.
Was geschehen ist, tue ihm leid, sagt der Angeklagte. «Ich werde alles versuchen, um das wiedergutzumachen», verspricht er vor Gericht. Momentan ist Max E. in der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich in Rheinau ZH untergebracht. Dort werden seine Schizophrenie und die psychopathischen Persönlichkeitsmerkmale mit Medikamenten behandelt.
Nebst der schweren sexuellen Übergriffe auf die alte Dame werden ihm schwere Freiheitsberaubung und Raub vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft fordert 14 Jahre Gefängnis, 2400 Franken Geldstrafe plus kleiner Verwahrung. Das Urteil wird am 24. Juni eröffnet.
* Namen geändert
** Namen der Redaktion bekannt