Ein Stützkorsett hilft Laura dabei, aufrecht zu sitzen. Die 14-Jährige aus Dietikon ZH kann ihren Kopf kaum bewegen, hat Schmerzen. Fünf ihrer Wirbel sind gequetscht, einer gebrochen. Eine 20 Zentimeter lange Narbe zieht sich über ihre Stirn. Laura war mit ihrer Schule auf der Lenzerheide schlitteln – jetzt liegt sie schwer verletzt im Kantonsspital Graubünden.
Es sollte ein lustiger Schulausflug werden: Mit zwei Bussen ging es für die erste Sekstufe der Schuleinheit Zentral am Montagmorgen von Dietikon ins Skigebiet Lenzerheide. «Oben haben die Lehrer uns dann gesagt, dass wir um 12 Uhr wieder zurück sein müssen. Dann sind sie gegangen und haben uns alleine gelassen», sagt die Schülerin.
Zwei Skifahrer retten Laura
Mit ihren Schlitten machen sich Laura und ihre Kolleginnen auf den Weg in Richtung Tal, als es zum Drama kommt: Die Mädchen übersehen ein Warnschild, landen auf der Skipiste. «Ich bin immer schneller geworden und habe die Kontrolle verloren. Der Schnee flog mir ins Gesicht, dann bin ich plötzlich mit dem Kopf gegen einen Baum geknallt», erinnert sich Laura.
Eine Blutlache bildet sich im Schnee, die schwer verletzte Schülerin liegt hilflos am Boden: «Ich habe kaum Luft bekommen, habe immer wieder um Hilfe geschrien.» Zwei Skifahrer entdecken Laura, wählen den Notruf – von den Lehrern fehlt jede Spur.
«Der Unfall ist ein Skandal»
Mit dem Helikopter wird das Mädchen ins Spital geflogen. Dort muss sie nun mindestens noch eine Woche liegen, bevor sie endlich nach Hause darf. Bis Laura wieder ganz gesund ist, werden noch Monate vergehen. «Das Korsett muss ich noch mindestens drei Monate tragen. Es ist schlimm für mich, dass ich mich kaum bewegen kann», sagt der Teenager.
Für ihre Eltern Nebojsa (45) und Mirjana M.* (38) ist der Unfall ein Skandal. Denn: Keines der Kinder trug einen Helm. «Wir können nicht verstehen, wie die Lehrer so fahrlässig sein konnten. So etwas darf nie wieder passieren», sagt der Vater. 40 Franken haben sie für den Ausflug bezahlt, «davon hätte man doch Helme mieten müssen».
Eltern fordern Helmpflicht
Für die Eltern ist klar: «Es braucht eine Helmpflicht – auch beim Schlitteln. Für die Kinder war das lebensgefährlich.» Auch, dass keiner der Lehrer Laura ins Spital begleitet hat, macht sie wütend. «Unsere Tochter war ganz alleine, hatte Panik. Wir haben erst Stunden später von ihrem Unfall erfahren», sagt Mirjana M.
Tag und Nacht wacht die ganze Familie jetzt an Lauras Krankenbett. Die engsten Verwandten sind sofort in die Schweiz geflogen, um ihrer Jüngsten Mut zu machen. Für sie zählt jetzt nur, dass es ihr bald wieder besser geht. «Dass sie noch lebt, ist unser grösstes Glück», sagt Mutter Mirjana. An einen Schlittel-Ausflug wollen die Eltern ihre Tochter nie wieder schicken.