Sein Schweizerdeutsch hat ihn verraten
Zürcher Gangster (24) auf Sizilien verhaftet

In der Schweiz wird Davide M.* (24) wegen ziemlich vieler Delikte gesucht. Jetzt ging er der sizilianischen Polizei ins Netz: Per Zufall in einem Restaurant.
Publiziert: 02.03.2020 um 12:26 Uhr
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Davide M. schiesst ein Selfie vor dem Spiegel. Der frisch gebackene Vater einer kleinen Tochter floh Anfang Februar nach Süditalien.
Foto: Facebook
Myrte Müller

Davide M.* (24) aus Zürich ist ein schwerer Junge: Ihm wird Kinderpornografie, Drogenhandel, Geldwäsche, Erpressung, illegaler Waffenbesitz und Mafia-Zugehörigkeit vorgeworfen. Der gelernte Maurer steht seit dem 9. Februar 2020 auf der internationalen Fahndungsliste. Jetzt wurde der in Zürich geborene Sizilianer in seiner italienischen Heimat gefasst. Verraten hat ihn sein Schwiitzerdütsch!

Es ist Samstagabend. Davide M. ist mit seiner Verlobten unterwegs. In Lentini bei Siracusa kehrt der tätowierte Muskelmann in einem Restaurant ein, nimmt an einem Tisch mitten im Lokal Platz. Keine gute Idee. Denn in direkter Nachbarschaft sitzen Polizisten in Zivil. Den Beamten fällt der Deutschschweizer Akzent auf. Sie starren das Paar an.

Davide M. und seine Verlobte wollen fliehen

Davide M. und seine Verlobte merken, dass sie beobachtet werden und verlieren die Nerven. Sie greifen hastig nach ihren Jacken, stehen auf und wollen das Restaurant verlassen. Auch die Polizisten erheben sich schnell – und halten das Pärchen aus Zürich fest, fragen es nach den Ausweisen. Davide M.s Verhalten wird immer auffälliger.

Der Zürcher zückt einen Pass. Doch der Mann auf dem Bild ist nicht der 24-Jährige mit dem Drei-Tage-Bart. Die Beamten nehmen den verdächtigen Burschen mit auf die Wache. Dort endlich gibt Davide M. zu, wer er ist. Ein Blick in die Schengen-Datenbank ergibt: Davide M. wird in der Schweiz gesucht. Und da soll er auch wieder hin. Der Gesuchte kommt in Siracusa in Haft und wartet nun auf seine Auslieferung in die Schweiz.

Todesdrohung an die Lokalpresse

Die Medien vor Ort greifen die Geschichte auf. Auch der Journalist Silvio Breci (52) von «Webmarte.tv» berichtet von der Verhaftung des Zürchers. Das ist dem Vater von Davide M. ein Dorn im Auge. Dieser bombardiert daraufhin den Chefredakteur des Lokalsenders mit düsteren Botschaften. Eine Morddrohung ist auch dabei. So schreibt Davides Vater auf Facebook: «Wenn meinem Sohn nur ein Kratzer widerfährt, dann wird das Einzige, was du noch schreiben wirst, Deine Todesanzeige sein.»

Der Sohn habe nichts mit Kinderpornografie zu tun, postet der Papa, es habe lediglich ein Foto im Handy gegeben von Davide und seiner Freundin. Sie sei damals 15, er 17 Jahre alt gewesen. «Die einzige illegale Waffe, die Davide besass, war ein chinesischer Elektroschocker für zehn Euro», verteidigt der Sizilianer seinen Sohn. Zudem seien das alles Jugendsünden gewesen. Nur noch ein Verfahren wegen Drogenhandels sei hängig, gibt der Vater auf Facebook zu.

*Name geändert

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