Darum gehts
- Robert Francis Prevost ist neuer Papst. Damit ist er der erste Amerikaner und Augustiner
- Schwester Catherine Jerusalem aus Saint-Maurice freut sich über diese Wahl
- Die 79-Jährige hat auch einen Ratschlag für den Pontifex
Leo, zum Vierzehnten: Der US-Amerikaner Robert Francis Prevost (69) ist seit Donnerstag der neue Papst. Der Erzbischof aus Chicago ist damit nicht nur der erste Amerikaner, sondern auch der erste Augustiner im Amt. Diese Ordensgemeinschaft ist nach dem Kirchenvater Augustinus von Hippo (354–430) benannt und richtet sich nach seinen Lehren.
In der Schweiz gibt es verschiedene augustinische Orden: so etwa die Augustiner-Chorherren im Wallis, oder die Augustinus-Schwestern von St. Maurice (VS). Blick hat Schwester Catherine Jerusalem (79) gefragt, was die Papst-Wahl für die Ordensfrau bedeutet.
Blick: Jetzt ist Robert Prevost Papst. Was sagen Sie dazu, Schwester Catherine Jerusalem?
Schwester Catherine Jerusalem: In Rom gilt das Sprichwort: «Wer als Papst ins Konklave geht, kommt als Kardinal wieder heraus.» Damit ist gemeint, dass absolut niemand die Wahl vorhersagen kann. Dass er gewählt wurde, freut mich schon allein deshalb, weil es niemand kommen sah. Sogar ein Journalist schrieb mir zehn Minuten nach Bekanntgabe: «Der war nicht auf meiner Liste!» Das bedeutet für mich: Wahrscheinlich hatte doch der Heilige Geist seine Finger im Spiel.
Wie fanden Sie seinen ersten Auftritt?
Es hat mir gefallen, dass er mit dem Friedensruf gestartet ist – genau wie Jesus, als er zurückkam und zu den Jüngern sprach: «Friede sei mit euch!» Ich hoffe nur, dass auch die Herren Trump, Putin und Netanyahu diesen Ruf gehört haben.
Der Papst ist der erste Augustiner in diesem Amt. Wie wichtig ist das für Sie?
Natürlich freut es mich, dass wir beide nach den Lehren des Heiligen Augustinus leben. Für ihn scheint sein Orden auch eine zentrale Rolle zu spielen, schliesslich betonte er gleich nach der Wahl, dass er ein Augustiner ist.
Was macht den Heiligen Augustinus faszinierend?
Augustinus war ein Lebemann, der erst sehr spät zum Glauben fand. Ein Erlebnis, das ihn Jesus näherbrachte, war wohl auch, dass sein unehelicher Sohn starb. Faszinierend ist, wie er in der Krise dank dem Römerbrief des Paulus sich wieder aufraffte, den Glauben fand und schliesslich bis zu seinem Tod den rechten Weg ging. Anscheinend konnte er auch gut predigen und war kein Mann der Halbheiten. Egal, was er tat, er tat es mit Leib und Seele. Ausserdem war ihm die Gemeinschaft wichtig: Seine grösste Angst war, dass vor allem Priester alleine sein müssen. Deshalb sind die Gemeinschaft, die Nächstenliebe und der geteilte Glauben in seinem Lehren so wichtig.
Was erhoffen Sie sich vom neuen Papst?
Dass er ein bisschen mehr Frieden auf die Welt bringt. Ein Papst ist ja auch ein Pontifex, also ein Brückenbauer. Das steht im Einklang mit den Augustinus-Regeln. Ausserdem heisst es, der neue Papst sei äusserst sozial engagiert, ein Diplomat und ein guter Zuhörer. All das ist sehr wichtig als Papst: Man muss sein Gegenüber annehmen, sehen, wie er ist und was er sich wünscht. Einfach nur Befehle erteilen geht in dieser Funktion nicht – und kommt selten gut an.
Welchen Rat würden Sie dem Papst denn geben?
Es tönt banal, aber: Er soll so bleiben, wie er ist. Schliesslich ist er als unser Papst gewählt worden. Einen Rat habe ich vielleicht doch: Dass er zum Geburtstag des Konzils von Nicäa in die Türkei reist und sich mit Bartholomäus I. trifft, dem Oberhaupt der Orthodoxen Kirche. Dadurch könnte er viele Christen näher zueinander bringen.