Darum gehts
- Zürcherin Aimée Köfer erlebte qualvolle Odyssee nach mehreren Nasenoperationen
- Schönheitschirurg Simon Zimmermann berichtet über häufige Fehler bei Nasenoperationen
- Jede dritte Operation ist laut Zimmermann eine Revision aufgrund missglückter Eingriffe
Eine schlechte Atmung und häufige Infekte der Nasennebenhöhlen zwangen die Zürcherin Aimée Köfer (30) vor 14 Jahren zum ersten Mal zu einer Nasenoperation. Es sollte der Anfang einer langen und qualvollen Odyssee werden. «Schon mit 16 war ich krankgeschrieben, im Sportunterricht. Das war so schlimm, ich liebte Sport», sagt Köfer. Eine Nasenoperation in der Schweiz sollte alles besser machen, doch es ging schief. «Meine Atmung wurde nicht besser, und die Nase war nach der Operation krumm», sagt die heutige Unternehmerin zu Blick.
Grosser Leidensdruck
Mit 18 Jahren wollte es Aimée Köfer noch einmal versuchen. Der Leidensdruck war zu gross. «Ich suchte eine renommierte Schweizer Klinik aus. Der Chirurg hatte einen guten Namen, ich dachte, das muss gut kommen», sagt sie. Der Arzt habe sie in den Vorgesprächen in ihrer Hoffnung bestärkt. Doch auch beim zweiten Mal ging es schief, erinnert sich die Zürcherin. «Es wurde alles noch viel schlimmer. Die Nase sah schrecklich aus. Und ich hatte nach der zweiten OP den Geruch von faulen Eiern in der Nase. Als der Gips wegkam, musste ich weinen.»
Vier Jahre nach der ersten OP legte sich Aimée Köfers zum dritten Mal unters Messer. «Ich suchte nach den besten Chirurgen überhaupt für die Nase», sagt sie. «Damals waren das die Ärzte in der Türkei und im Iran. Ich wählte die Türkei. Das Resultat war endlich gut, ich konnte seit Jahren zum ersten Mal wieder normal atmen.»
«Jede dritte OP ist eine Revision»
Ganz perfekt ist die Nase aber noch nicht. In einer letzten Operation soll jetzt eine leichte Asymmetrie verschwinden. Diese OP wird der Plastische Chirurg Simon Zimmermann (35) durchführen. Wie er zu Blick sagt, macht er einen grossen Teil Revisionsoperationen aufgrund von missglückten Naseneingriffen. «Etwa ein Drittel meiner Patientinnen und Patienten kommen wegen einer vorherigen Nasenoperation, die nicht das gewünschte Ergebnis gebracht hat. Das heisst, jede dritte OP ist die Korrektur eines misslungenen Eingriffs», sagt der Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie.
Warum die Fehler passieren, sei schwer zu sagen. Sicher ist: «Oft wird zu viel Knorpel und Knochen entfernt, dann kann das ganze Gerüst der Nase einfallen. Oder die Nase wird asymmetrisch, was durch die Nasenlöcher sichtbar wird. Sie wirkt schief. Oder die Atmung verschlechtert sich.»
In der Schweiz werden jährlich rund 4000 Nasen-OPs durchgeführt – bei 5 bis 15 Prozent braucht es eine Nachkorrektur. Auch Langzeitstudien aus den USA und Frankreich zeigen: Rund jede zehnte Nasen-OP geht schief.
Für so gut wie alle Fehler bei der Nase gäbe es aber Hoffnung, sagt Simon Zimmermann. «Wenn die Nase zu wenig Knorpel hat, gibt es Stellen am Körper, wo wir Material dafür entnehmen können.» Bei der Operation wird die Haut der Nase aufgeklappt und das Nasengerüst mit Knorpel neu geformt und stabilisiert. Doch aufgepasst: «Revisionen sind doppelt so kompliziert und benötigen doppelt so viel Zeit wie ein Ersteingriff, da die Anatomie verändert ist», sagt Zimmermann.
Zu viel Knorpel entfernt
Auf der langen Liste von eingeplanten Wiederherstellungsoperationen steht auch der Name der Schweizerin Sandra B.*. Eine Schweizer Klinik hat die Ästhetik in ihrem Gesicht mit zwei misslungenen Schönheitsoperationen verdorben. Blick darf B.s Gesicht zeigen, aber nicht den Namen nennen. Sie sagt: «Als ich das Resultat nach der zweiten OP gesehen hatte, war ich für 15 Tage unter Schock. Ich konnte nicht schlafen und habe viel geweint. Und noch immer vermisse ich mein altes Gesicht.»
Bei der OP sei viel zu viel Knorpel entfernt worden, erklärt Experte Simon Zimmermann. «Das Knorpelgerüst ist kollabiert, die Nasenspitze asymmetrisch, die beiden Nasenlöcher sind ungleich.»
Welche Kliniken für die im Artikel erwähnten Operationen bei Aimée Köfer und Sandra B. verantwortlich sind, darf Blick nicht nennen.
Fachverband rät zum Gespräch
Um keinen Nasenpfusch zu erleben, gibt es ein paar wichtige Regeln, sagt der Schönheitschirurg: «Als Erstes würde ich Operateure auswählen, die nur Nasen operieren. Dann würde ich die Klinik beobachten und zu einem persönlichen Gespräch vorbeigehen. Wie gut ist die Nachsorge? Wie sind die Patienten zufrieden? Der Preis ist hingegen nicht sehr aussagekräftig.»
Wenn trotzdem etwas schiefgeht, hat der Fachverband Swiss Plastic Surgery Tipps: Zuerst soll der Patient mit dem Operateur sprechen. Oft kläre sich die Situation bereits durch die Ausführungen des Arztes. Dann soll man eine Zweitmeinung einholen oder schliesslich die Ombudsstelle aufsuchen. Damit die neue Nase nicht zum Albtraum wird.
* Namen geändert