Schweizer Tierarzt-Präsident Reto Wyss über verletzten Stolz und Überforderung
Warum Quäl-Bauern die Wahrheit nicht sehen

Nach den Enthüllungen über Ulrich K. häufen sich Quäl-Vorwürfe. Einige wenige Querulanten können die Veterinärämter bis zum Anschlag strapazieren. Denn: Die Unbelehrbaren streiten alles ab und tanzen den Ämtern auf der Nase herum.
Publiziert: 30.08.2017 um 11:49 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 18:20 Uhr
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Der Berner Chef-Veterinär Reto Wyss ist Präsident der Vereinigung der Schweizer Kantonstierärzte. Er gibt zu: «Natürlich ist es möglich, dass einer unter dem Radar hindurchschlüpft.»
Foto: Peter Gerber
Marco Latzer

Erst gestern machte BLICK neue Quäl-Vorwürfe aus dem Thurgau publik. In Güttingen TG prangert Vermieter Armin Griesemer (69) die Tierhaltung seines eigenen Mieters Walter E.* (55) an. Er liefert Bilder von toten Kühen, der Bauer streitet alles ab. Erst als sich BLICK erkundigt, gehen die Behörden dem Verdacht nach!

Der Informationsbeauftragte schreibt: «Eine Nachfrage des Veterinäramts am späten Nachmittag des 28. 8. bei der Tiermehlfabrik hat ergeben, dass in den Monaten Juli und August insgesamt sechs tote Kühe abtransportiert wurden.»

Eine Meldepflicht bestehe zwar nicht, trotzdem würden nun weitere Nachforschungen angestellt. Weiter heisst es, dass der Betrieb erst letzte Woche Besuch vom Landwirtschaftsamt hatte. Bloss: «Bei der sorgfältigen Kontrolle wurden keine Mängel festgestellt.»

Die bizarren Fälle häufen sich

Ähnlich tönte es auch schon im Fall von Ulrich K.* (49) aus Hefenhofen TG. Weil sie den Pferdequäler vor Kontrollen warnten, konnten die Veterinäre keine toten Tiere finden. Und in Bussnang TG liessen sie Gammelbauer Andreas R.* (49) gewähren, obwohl gegen ihn ein rechtskräftiges Tierhalteverbot vorliegt. Die absurde Begründung: Die Zustände auf dem Hof hätten sich mittlerweile verbessert.

Wer geschickt ist, kommt jahrelang ungeschoren davon

Wie tricksen solche Leute die Behörden aus? Zentral sind in diesem Puzzle die Kontrollen der Betriebe. Diese haben oftmals den Charakter von Stichproben, wie der Berner Kantonstierarzt Reto Wyss (48) einräumt: «Natürlich ist es möglich, dass einer unter dem Radar hindurchschlüpft. Manchmal haben wir keine Chance, wenn beispielsweise ein Nebenstall besteht, von dem wir nichts wissen.»

Die schlimmsten Quäler scheuen keinen Aufwand, um Mängel gezielt zu vertuschen und Beamte zu täuschen. Sie bauen Lügenkonstrukte auf, ziehen sich in ihre eigene Welt zurück. Manche wähnen sich als Opfer einer Verschwörung. «Diese Leute haben ständig Strafanzeigen und Kontrollen am Hals. Das muss man erst einmal aushalten, schliesslich ist es ein enormer Druck», so Wyss.

Er beschreibt eine gefährliche Spirale voller Abstumpfung und Gleichgültigkeit. Daraus resultieren Gerichtsprozesse: «Weil sie der Meinung sind, dass ihnen Unrecht geschieht und sie in ihrem Stolz verletzt sind!» Oftmals sind die Quäler mit ihrem Leben überfordert, haben auch private Probleme.

Lügenkonstrukte, die nicht ewig währen

Der Berner Veterinär, der auch die nationale Vereinigung der Kantonstierärzte präsidiert, hofft auf einen Lerneffekt: «Wirkliche Missstände lassen sich nicht vertuschen. Früher oder später kommt alles ans Tageslicht. Weil sich Nachbarn beschweren, Wanderer am Stall vorbeilaufen oder jemand verwertbare Beweise liefert!»

Das Traurige: Manchmal kommen Quäler jahrelang ungeschoren davon. Auch, weil einige Veterinärämter wohl nicht den nötigen Biss haben, konsequent einzuschreiten.

* Namen der Redaktion bekannt

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