Unglaubliche 5,5 Millionen Franken verschlang die Entführung der Schweizer Mali-Geiseln. Ein hoher Preis, den die Schweizer Steuerzahler für die Freiheit von Gabriella (57) und Werner Greiner (60) aus Adliswil ZH zahlten. Die Fachzeitschrift «Kriminalistik» deckt jetzt auf, wie diese Millionen zustande kamen.
Trotz Warnungen des EDA war das Ehepaar im Januar 2009 ins Grenzgebiet von Mali und Niger gereist. Dort wurde das Paar an einem Tuareg-Kulturfestival mit vier weiteren Touristen aus Europa von der «Al Kaida im islamischen Maghreb» gekidnappt (BLICK berichtete).
Es war «absolut grauenhaft» in der Gewalt der Entführer. Tagelang wurden die Geiseln in der Wüste von einem Lager zum nächsten geschleppt, litten Hunger und Durst und unter der sengenden Sonne. «Einmal bin ich etwas zu weit vom Unterstand weggegangen. Darauf haben sie mir die Schuhe weggenommen», zitiert Carlo Crespi, Chef Koordination im Bundesamt für Polizei, in seinem Artikel in der «Kriminalistik» eine Geisel.
In der Schweiz lief unter dem Codenamen «VASTO» eine kostenintensive polizeiliche und politische Maschinerie zur Befreiung des Zürcher Ehepaars an.
In Zürich wurde ein 24-Stunden-BackOffice eingerichtet, in Mali ein Front-Office mit Beamten. Eine sogenannte «Sprechzelle», die den Kontakt zu den Geiselnehmern aufrechterhalten sollte, wurde in London und später in Berlin bereitgestellt.
Allein die Bundeskriminalpolizei generierte 4200 Arbeitsstunden für die Befreiung der Greiners. 6,5 Gigabyte Daten wurden verarbeitet. 124 Gespräche mit den Geiselnehmern geführt. In der sogenannten «Krisenzelle» waren 20 Behörden aus drei Departementen und zwei Kantonen involviert.
Nach 172 Tagen in Todesangst kam Werner Greiner als letzte Geisel frei. Seine Frau war bereits nach 90 Tagen in die Schweiz zurückgekehrt. Ein Lösegeld war offenbar nicht bezahlt worden.
Von den 5,5 Millionen wird das Ehepaar Greiner lediglich zu 40 000 Franken Repatriierungskosten verpflichtet. Auf dem grossen Rest bleibt der Schweizer Staat sitzen.