Schweizer Kinder hinken hinterher
Weit und breit keine «Digital Kids»

Schweizer Kinder lernen erst spät, Computer zu benutzen. Das verursache in Zukunft Probleme, sagt der Verband der IT-Wirtschaft.
Publiziert: 19.04.2017 um 22:21 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 17:40 Uhr
Sermîn Faki

Ab wann sollen Kinder das iPad oder den Computer benutzen? In der Schweiz sind Eltern offensichtlich sehr zurückhaltend, wenn es darum geht, ihren Kindern die digitale Welt näherzubringen.

Gemäss einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) haben nur 23 Prozent der Sechsjährigen schon einmal den Laptop von Mami oder Papi benutzt. Bei den Neunjährigen sind es immerhin 70 Prozent.

Uruguay hat die Nase vorn

Dennoch befindet sich die Schweiz damit im hinteren Drittel. In Dänemark und Israel hingegen benutzen fast 60 Prozent der Sechsjährigen und alle Neunjährigen den Computer. Sogar in Uruguay werden die Kleinen früher an die Technologie herangeführt.

Der Schweizer Rückstand ist ein grosses Problem, das dringend angegangen werden muss, findet der Verband der IT-Branche, Swico. Informatik gehöre heute zum Alltag und werde in Zukunft noch wichtiger.

«Je früher, desto besser»

In kaum einem Beruf werde man ohne entsprechende Kenntnisse weiterkommen.
«Je früher man die Grundlagen legt, desto leichter fällt es einem später», so Swico-Sprecherin Anna Keller. «Wer mit 16 das erste Mal einen Mathematikunterricht besucht, wird kaum mehr ein Meister.» 

Denn es gehe nicht nur darum, Computer und das Internet zu nutzen, sondern sie auch zu verstehen. «Wer das nicht tut, versteht unsere Welt nicht mehr.» Swico hat daher einen Appell an die Kantone mitunterzeichnet, der eine schnelle Umsetzung des Lehrplans 21 in allen Deutschschweizer Kantonen fordert. Denn dieser sieht das Fach Informatik und Medien vor. Die Schule müsse Kinder befähigen, sich im digitalisierten Berufsleben und Alltag zu bewegen.

Die 3-6-9-12-Regel

Dieser Meinung ist auch die nationale Plattform Jugend und Medien unter dem Dach des Bundesamts für Sozialversicherungen. «Die Eltern müssen entscheiden, wie früh sie ihre Kinder mit Computer und Internet vertraut machen wollen», sagt Projektleiterin Colette Marti.

«Wir empfehlen aber, beides nicht zu verbieten, sondern Kinder altersgerecht an diese Medien heranzuführen – hin zu einem verantwortungsvollen und sicheren Umgang. Damit bereitet man sie auch am besten auf ihre schulische und berufliche Zukunft vor.» 

Als Richtlinie empfiehlt Marti die 3-6-9-12-Regel: kein Fernsehen unter drei Jahren, keine eigene Spielkonsole vor sechs, Internet erst ab neun Jahren und soziale Netzwerke mit zwölf. 

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