Er wanderte aus ins Ferienparadies. Und machte dort das Leben von unschuldigen Kindern zur Hölle. Über 80 Missbrauchsfälle wirft die Staatsanwaltschaft Freiburg Thomas Schmid* (72) vor, wie sie am Freitag mitteilte.
Der Luzerner betrieb im thailändischen Pattaya eine Gogo-Bar. Hier und in seiner Villa soll es zu den Übergriffen gekommen sein. Über Jahre hinweg machte er laut Anklage pornografische Bilder von Kindern, einige von ihnen erst neun Jahre alt. Mehrere Buben wurden offenbar auch Opfer von sexuellen Übergriffen. Andere soll Schmid in die Prostitution getrieben haben. Die Familien reagierten nicht – weil der Schweizer sie vermutlich bezahlte.
Er hatte einen Buben bei sich, als die Polizei zuschlug
Thailändische Polizisten hatten ihn schon 2014 in seinem Domizil verhaftet – als er gerade einen Buben zu Besuch hatte. «Er ist ein sehr, sehr schlechter Typ», sagte ein Ermittler damals dem Westschweizer Fernsehen. Dieser hatte schon etliche Sexualdelikte aufgeklärt. «Aber das war das Schlimmste.»
Ein Opfer schilderte, wie sich Schmid ihm annäherte: «Ich lernte ihn in der Bar kennen. Er bat mich, etwas mit ihm zu trinken.» Dann habe Schmid den Bub aufgefordert, zu ihm nach Hause mitzukommen. Und ihn dort abfotografiert. «Ich war noch zu jung. Ich wusste gar nicht, was passiert.»
Schmid kam nicht hinter Gitter. Ein erstes Verfahren gegen ihn wurde eingestellt. Als ein zweites anlief, setzte er sich in die Schweiz ab. Wo er bereits zweifach wegen Kindesmissbrauchs verurteilt worden war: 1980 in Freiburg und 1991 im Wallis. Jetzt droht ein dritter Schuldspruch.
Enge Kooperation mit Thailand
Dass ein vorbestrafter Pädophiler in Thailand jahrelang unbehelligt bleibt, soll in Zukunft nicht mehr vorkommen. Die Schweiz hat am Mittwoch eine Absichtserklärung unterzeichnet. Laut dieser will man bei Kriminalfällen künftig enger mit den thailändischen Behörden zusammenarbeiten. «Informationen sollen schneller ausgetauscht, Ermittlungen besser koordiniert werden», sagt Lulzana Musliu (28) vom Bundesamt für Polizei. Durch die enge Kooperation wolle man Straftäter besser lokalisieren können. «Oder auch Rechtshilfegesuche schneller abwickeln.»
Im Zentrum der Zusammenarbeit steht die Pädokriminalität. «Es ist bekannt, dass Thailand ein beliebtes Ziel für Sextouristen ist», so Musliu. Die käufliche Liebe kostet hier wenig. Tausende Minderjährige werden zur Prostitution gezwungen. «Das zieht natürlich auch Pädokriminelle an.»
Verstärkt wird nicht nur die Zusammenarbeit in Thailand, sondern auch in der Schweiz. Hier haben die Ermittler vor allem Menschenhändler im Visier. Sie vermitteln thailändische Prostituierte aus armen Verhältnissen in die Schweiz. Doch statt hier Geld zu verdienen, müssen sie das gesamte Einkommen an die Salonbetreiber abgeben.
Die Berner Kantonspolizei konnte die mutmassliche Drahtzieherin (57) hinter einem solchen Menschenhändler-Ring verhaften. Sie soll Frauen in etliche Kantone vermittelt haben. Die Behörden gehen von 80 Opfern aus – die Angeklagte sitzt im vorzeitigen Vollzug. Für sie und für Schmid gilt die Unschuldsvermutung.
*Name geändert