Der Schweizer TV-Koch und Catering-Chef Joel Kraaz (31) steht vor den Trümmern seiner Existenz. Seine Misswirtschaft hat den gelernten Koch aus Ottenbach ZH in den Ruin getrieben. «Ja, ich habe über 400'000 Franken Schulden», bestätigt Kraaz die BLICK-Recherchen. Die finanzielle Not hat auch aktuelle Kunden von Kraaz gestern eiskalt erwischt. Sie bangen um die Ausführung ihrer Catering-Aufträge, die viele schon per Vorkasse beglichen haben. Unter ihnen ist auch eine angehende Braut aus dem Kanton Zürich, die sich nun um ihre Hochzeit sorgt. Nach dem BLICK-Bericht fiel sie aus allen Wolken: «Ich bin am Boden zerstört!» Sie befürchtet das Schlimmste: «Ich werde die 6000 Franken Vorauszahlung wohl nie mehr sehen.»
Burnout, Schulden – einfach kein Gespür für Geld
Kein Einzelfall. Dutzende Gläubiger hat der Schuldenkoch in den vergangenen Jahren geprellt. Viele warten seit Jahren auf ihr Geld. Ausreden für sein finanzielles Dilemma hat Kraaz viele. Eine davon: Er sei «früh Vater geworden». Und: Als er dann 2014 mit Kitchen Kraaz ein eigenes Catering-Unternehmen gründete, sei der berufsbedingte Erfolgsdruck immer weiter gestiegen. «Ich hatte vor ein paar Jahren ein Burnout. Ich war psychisch am Ende, dachte an Suizid», so der TV-Koch zu BLICK. Kraaz wies sich selbst in die Psychiatrie ein.
Mit seiner Teilnahme an der deutschen TV-Koch-Show «The Taste» 2017 suchte der Schweizer Koch dennoch wieder das Rampenlicht. Schon damals hatte der Ottenbacher mit Schulden zu kämpfen. Immer wieder nahm er Kredite auf, um Altlasten zu begleichen. «Ich habe mich verkalkuliert, kann nicht mit Geld umgehen», räumt Kraaz ein.
Lehrstellen in Gastro-Berufen können immer weniger besetzt werden. Als Grund nennt der Branchenverband GastroSuisse die rückläufige Zahl der Schulabgänger in der Schweiz. Davon seien zwar alle Branchen betroffen. Aber: Die Gastronomie kämpft zusätzlich gegen ein schlechtes Image bei Lernenden. Das belegt eine repräsentative Studie der Hotel & Gastro Union.
Vor allem die wenig attraktiven Arbeitszeiten und der Lohn seien Gründe, warum Jugendliche vor einer Berufslehre zurückschrecken. Auch ein Blick auf den Nahtstellenbarometer des Bundes zeigt: Gastroberufe zählen nicht zu den stark nachgefragten Lehrstellen. So ist die Zahl der Lernenden in der Küche in den letzten fünf Jahren um 20 Prozent gesunken. Kommt hinzu, dass rund 20 Prozent der Lehrabgänger danach die Branche wechseln.
Lehrstellen in Gastro-Berufen können immer weniger besetzt werden. Als Grund nennt der Branchenverband GastroSuisse die rückläufige Zahl der Schulabgänger in der Schweiz. Davon seien zwar alle Branchen betroffen. Aber: Die Gastronomie kämpft zusätzlich gegen ein schlechtes Image bei Lernenden. Das belegt eine repräsentative Studie der Hotel & Gastro Union.
Vor allem die wenig attraktiven Arbeitszeiten und der Lohn seien Gründe, warum Jugendliche vor einer Berufslehre zurückschrecken. Auch ein Blick auf den Nahtstellenbarometer des Bundes zeigt: Gastroberufe zählen nicht zu den stark nachgefragten Lehrstellen. So ist die Zahl der Lernenden in der Küche in den letzten fünf Jahren um 20 Prozent gesunken. Kommt hinzu, dass rund 20 Prozent der Lehrabgänger danach die Branche wechseln.
Der Schuldenkoch ist nicht die einzige gescheiterte Existenz der Schweizer Gastroszene. Auch der Schaffhauser Gastronom und Koch Simon Adam (31) ist ein gefallener Engel. 2007 zum Jungkoch des Jahres gewählt, gründete Adam 2014 das Cateringunternehmen Essen und Kunst by Adam & Co. GmbH. Doch die Verantwortung als Geschäftsführer und Gesellschafter wuchs dem aufstrebenden Koch über den Kopf.
Auch Simon Adam verzockte jegliches Vertrauen
Er hatte Mühe, die Firma mit 150 Angestellten zu finanzieren Um liquide zu bleiben, kaufte Adam immer wieder Restaurants auf – ein grosser Fehler! Resultat: Schulden in Millionenhöhe. Im Juni 2018 wurde über Adams Firma der Konkurs eröffnet. «Ich habe viel erreicht und bin tief gefallen», räumte der Gastronom damals im BLICK ein.
Die berufliche Vita von Adam und Kraaz weist Parallelen auf. Beide suchten sie in TV-Sendungen das Rampenlicht, beide sind sie letztlich gescheitert. Was bleibt: geprellte Geschäftspartner, wütende Gläubiger und Existenzen, die in Trümmern liegen.
Auch das grosse Vorbild steckt tief in den Schulden
Ironie der Geschichte: Auch das Idol vieler Jungköche, der britische Sternekoch Jamie Oliver (43), ist hoch verschuldet. Als seiner Restaurantkette Jamie's Italian nicht mehr rentabel war, drohten die Schulden ihn zu verschlingen. Letztlich haben sich im Imperium des Sternekochs 71,5 Millionen Pfund – umgerechnet rund 91,5 Millionen Franken – angehäuft. Mit fatalen Folgen: Vor einem Jahr musste Oliver zwölf seiner 37 Filialen schliessen und rund 600 Angestellte entlassen. Seitdem muss er auf kleinerer Flamme kochen.