Schütze vom Niederdorf gefasst
Nazijäger warnte: «Nussbaumer ist eine tickende Zeitbombe»

Sebastien Nussbaumer ging der Polizei in Hamburg ins Netz. Dort hatte der Schweizer Neonazi mit dem Hitler-Tattoo auf der Brust Kontakt zur gewaltbereiten «Weisse Wölfe Terrorcrew».
Publiziert: 08.05.2012 um 15:00 Uhr
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Aktualisiert: 08.09.2018 um 01:00 Uhr
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Klischee-Neonazi Sebastian N. trägt viele einschlägige Tattoos am Oberkörper.
Von Sidonia Küpfer

Sie anerkennen die Bundesrepublik Deutschland nicht und machen mit Schlägereien und Angriffen auf Ausländer von sich reden: Die «Weisse Wölfe Terrorcrew» von Hamburg.

Der gestern verhaftete Schweizer Sebastien Nussbaumer (24) hatte Kontakte zur rechtsradikalen Gruppierung. Im April und Mai 2008 soll sich Nussbaumer erstmals längere Zeit dort aufgehalten haben.

Gestern früh um 3.10 Uhr klickten am Hamburger Bahnhof Harburg die Handschellen.

Nussbaumer gilt als dringend tatverdächtig, in der Nacht auf Samstag im Zürcher Niederdorf auf einen 26-jährigen Schweizer geschossen zu haben. Der junge Mann liegt mit schweren Verletzungen im Spital.

Nussbaumer als äusserst gewalttätig bekannt

Den Aargauer Nazijäger Heinz Kaiser erstaunt dies nicht: Im Januar wurde Nussbaumer in zweiter Instanz wegen 44 anderer Delikte zu 39 Monaten Haft verurteilt. Dennoch setzte man ihn auf freien Fuss.

Schon damals warnte Kaiser vor der Gewaltbereitschaft des bekennenden Nationalsozialisten, wie er zu Blick.ch sagt: «Er ist eine tickende Zeitbombe.» Etwas mehr als drei Monate später schlug Nussbaumer nun offenbar zu.

Kaiser fiel der Neonazi erstmals 2004 im Zusammenhang mit einem brutalen Überfall auf einen Coop-Pronto-Shop in Liestal BL auf. Eine Gruppe von 15 Rechtsradikalen verprügelte dort wahllos Kunden.

«Nussbaumer ist äusserst gewaltbereit. Er spielte sich in der Szene auf, fand dort die Anerkennung, die ihm sonst verwehrt blieb», sagt Kaiser.

Mit den Schüssen auf den 26-Jährigen habe er seine Aggressivität als Einzelgänger gezeigt: «Er strebt eine Vorbildfunktion in der braunen Szene an.»

Der Mann mit dem Hitler-Tattoo

Nussbaumer ist am ganzen Oberkörper tätowiert. Seine Brust zeigt ein Tattoo von Adolf Hitler und ein grosses Hakenkreuz. An seinem Hals hat er ein Spinnennetz und Handgranaten, die für eine SS-Division stehen, tätowiert. Auf seinem Kehlkopf prangt einen Totenkopf.

Auch für Kaiser, der Hunderte Neonazis fotografiert hat, ist dies einmalig.

Die Hamburger «Weissen Wölfe» seien eine der brutalsten rechtsextremen Gruppierungen Deutschlands, erklärt Kaiser. Es gibt Presseberichte über Schlägereien mit der Polizei, aber auch über Angriffe auf Ausländer.

Schweizer Neonazis sind in Deutschland vernetzt

«Welt.de» berichtete im letzten Herbst über eine Politisierung der zunächst als «Schläger- und Sauftruppe» auftretenden Organisation. Die Terrorcrew steht unter enger Beobachtung des deutschen Verfassungsschutzes.

Für Kaiser ist es keine Überraschung, dass der Mann mit dem Hitler-Tattoo auf der Brust ausgerechnet nach Hamburg floh. «Dort lebt seine deutsche Freundin, vielleicht wollte er sie besuchen.»

Allerdings hätten Schweizer Rechtsradikale auch gute Beziehungen zu den deutschen Nazis in Zwickau oder Thüringen. Die Schweizer Neonazis verfolgten das Ziel, die Demokratie zugunsten eines eidgenössischen Sozialismus abzuschaffen, sagt Kaiser. Das gemeinsame Ziel des Systemsturzes eine sie mit den deutschen Neonazis.

Neonazi sitzt in Auslieferungshaft

Der 24-jährige Neonazi, der am vergangenen Wochenende im Zürcher Niederdorf einen Mann angeschossen haben soll, sitzt in Hamburg in Auslieferungshaft. Das Oberlandesgericht Hamburg hat einen Auslieferungshaftbefehl gegen den Schweizer erlassen. Die mutmassliche Tat sei sowohl nach Schweizer als auch nach deutschem Recht als versuchter Totschlag einzustufen, sagte Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers gegenüber der deutschen Nachrichtenagentur dpa. Die Staatsanwaltschaft wartet nun auf ein formelles Auslieferungsersuchen der Schweiz. Bisher habe man nur die Bitte, ihn provisorisch in Auslieferungshaft zu nehmen, sagte Möllers weiter. Der Mann war am Montag im Bahnhof Hamburg-Harburg mit einer Waffe im Rucksack festgenommen worden. Wann er in die Schweiz gebracht wird, hängt davon ab, ob er rechtlich gegen die geplante Auslieferung vorgeht. Falls er damit einverstanden ist, dürfte sie in wenigen Tagen vollzogen werden. (SDA)

 

Der 24-jährige Neonazi, der am vergangenen Wochenende im Zürcher Niederdorf einen Mann angeschossen haben soll, sitzt in Hamburg in Auslieferungshaft. Das Oberlandesgericht Hamburg hat einen Auslieferungshaftbefehl gegen den Schweizer erlassen. Die mutmassliche Tat sei sowohl nach Schweizer als auch nach deutschem Recht als versuchter Totschlag einzustufen, sagte Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers gegenüber der deutschen Nachrichtenagentur dpa. Die Staatsanwaltschaft wartet nun auf ein formelles Auslieferungsersuchen der Schweiz. Bisher habe man nur die Bitte, ihn provisorisch in Auslieferungshaft zu nehmen, sagte Möllers weiter. Der Mann war am Montag im Bahnhof Hamburg-Harburg mit einer Waffe im Rucksack festgenommen worden. Wann er in die Schweiz gebracht wird, hängt davon ab, ob er rechtlich gegen die geplante Auslieferung vorgeht. Falls er damit einverstanden ist, dürfte sie in wenigen Tagen vollzogen werden. (SDA)

 

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