Schlafzimmer-Mörder überfiel Juwelier in Thun BE
Mit diesem Bild fahndete die Berner Polizei nach dem Verbrecher

Die spanische Polizei hat auf den Kanaren einen Italiener (74) verhaftet, der vor 20 Jahren in Küsnacht ZH einen Mord begangen haben soll. BLICK-Recherchen zeigen: Zum Verhängnis wurde dem Verbrecher der Überfall auf einen Juwelier in Thun BE.
Publiziert: 19.07.2017 um 14:41 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 01:50 Uhr
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Das Fahndungsfoto der Kantonspolizei Bern.
Georg Nopper und Viktor Dammann

Der 74-jährige Italiener, der in der Schweiz als Schlafzimmer-Räuber bekannt wurde, ist ein notorischer Verbrecher. Ein Profi. Brutal. Skrupellos. Jetzt ging er der Polizei auf Teneriffa in die Falle.

BLICK-Recherchen zeigen: Gesucht wurde der Mann in der Schweiz wegen eines brutalen Überfalls auf einen Juwelier in Thun im September 2016. Dabei ging er mit grösster Brutalität vor.

Er lauerte dem Besitzer des Juweliergeschäfts auf, bedrohte ihn mit einer Pistole. So verschaffte sich der Täter auch Zutritt zur Wohnung. Anschliessend ging er mit dem Mann und seiner Familie ins Juweliergeschäft und zwang ihn, dieses leerzuräumen.

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Spanische Beamte führen auf Teneriffa den 74-jährigen Italiener ab.
Foto: GUARDIA CIVIL

Raub von Thun wurde Berufsgangster zum Verhängnis

Doch bei diesem Raubzug passierte ihm ein Fehler: Der Italiener lief vor die Linse einer Überwachungskamera. Die Kantonspolizei Bern fahndete daraufhin öffentlich zuerst mit einem Phantombild und einige Wochen später mit einer Standbildaufnahme aus dem Video nach dem Täter. Die Ermittler gaben diese Hinweise den spanischen Behörden weiter, die schliesslich auf Teneriffa fündig wurden. Die Kantonspolizei Bern bestätigt dies gegenüber BLICK.

Was die Polizei bei der Verhaftung des Mannes noch nicht wusste: Er war bereits seit 20 Jahren auf der Flucht. 1997 soll er die Goldküsten-Millionärin Ella Christen (†86) in ihrer Villa in Küsnacht ZH ermordet haben. Die Oberstaatsanwaltschaft des Kantons Zürich bestätigt, dass der 74-Jährige in diesem Mordfall verdächtigt wird. 

Nicht nur Raub, sondern auch sexuelle Nötigung

Wie das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement EJPD gestern erklärte, wurde der 74-Jährige bereits im Mai 2017 von Spanien an die Schweiz ausgeliefert. Ihm würden Raub, Freiheitsberaubung und sexuelle Nötigung vorgeworfen. Spanien werde zudem gebeten, die Auslieferung nachträglich auch für den Vorwurf des Mordes zu bewilligen.

Wie der Bericht der spanischen Behörden zeigt, verschwieg die Kantonspolizei Bern der Öffentlichkeit letztes Jahr das volle Ausmass des Verbrechens in Thun. Der Italiener soll den Juwelier nicht nur ausgeraubt, sondern auch dessen minderjährige Tochter betäubt und sexuell missbraucht haben. 

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