Zwei von fünf Schweizer Ehen werden geschieden. Damit sind sich die Schweizer Eheleute treuer als auch schon: Noch vor einem Jahrzehnt hat jede zweite Ehe den Test der Zeit nicht bestanden. Aufaddiert hat es von 1970 bis und mit 2021 insgesamt in der Schweiz 749'478 Scheidungen gegeben, 2'089'821 Ehen wurden im gleichen Zeitraum geschlossen.
Im Vergleich mit anderen Ländern in Westeuropa schwimmt die Schweiz mit einer Scheidungsziffer von 40 Prozent im Mittelfeld mit: In Österreich sind es 35 Prozent, in Deutschland ebenfalls 40 Prozent, in Frankreich 55 Prozent und in Italien 49 Prozent. Scheidungs-Europameister ist Portugal mit knapp 70 Prozent.
In Obwalden halten die Ehen länger als in Basel
Regionale Unterschiede gibt es auch in der Schweiz – etwa in der Ehedauer bis zur Scheidung. Schlusslicht ist Basel-Stadt, mit 13,9 Jahren im Schnitt, der ebenfalls städtisch geprägte Kanton Zürich kommt auf 14,8 Jahre.
Auf die grösste Ehedauer vor dem juristischen Beziehungsende bringt es der ländlich und katholisch geprägte Halbkanton Obwalden mit stolzen 20,3 Jahren. Auch auf eine lange Ehedauer bringen es Paare Uri (19,3), Appenzell Innerrhoden (19,2), Schwyz (18,3) und Nidwalden (17,9).
Mehr Ansprüche, weniger Abhängigkeit
Die Zahlen lassen auf ein sich weiter veränderndes Scheidungsverhalten der Schweizer schliessen, wie das Bundesamt für Statistik schreibt. Die Ursachen sind vielfältig. Eine Studie der Universität Zürich für klinische Psychologie begründet die steigende Scheidungsrate mit der gestiegenen gesellschaftlichen Akzeptanz von Scheidungen, der sinkenden finanziellen Abhängigkeit der Frau, aber auch mit der zunehmenden Überfrachtung von Ehen mit Ansprüchen und Erwartungen sowie einer Individualisierung der Gesellschaft mit dem Fokus auf das Glück des Einzelnen.