Scheidungsrate Null im Walliser Gommertal
Deutsches TV lacht über das «Tal der Treue»

Im Wallis ist man sich treu – zwei Gemeinden haben eine Scheidungsrate von null Prozent. Das hat nun ein deutsches TV-Team auf den Plan gerufen.
Publiziert: 07.03.2016 um 21:41 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 03:26 Uhr
Niederwalds Gemeindepräsident Reinhard Ritz steht Red und Antwort.
Foto: Screenshot SWR

Niederwald und Bister sind ganz normale Dörfer im Gommertal – mit einer Ausnahme: Es sind die einzigen Gemeinden der Schweiz, in denen sich noch nie jemand hat scheiden lassen. Für den deutschen TV-Sender SWR ist das Anlass genug, einen Reporter ins «Tal der Treue» zu schicken, um dem Phänomen auf den Grund zu gehen.

Unter anderem spricht der deutsche Journalist mit Reinhard Ritz, dem Gemeindepräsidenten von Niederwald. Ritz hat den Beitrag, der am Sonntag im «Weltspiegel» der ARD ausgestrahlt wurde, gesehen. «Die Sendung war etwas oberflächlich», sagt er auf Anfrage. Gross gestört habe ihn das aber nicht.

Reaktionen aus Deutschland habe Ritz bis jetzt noch keine bekommen. Und dass die Einwohner von Niederwald und Bister wegen des Medieninteresses unter Druck stehen und sich nicht mehr trennen dürfen, glaubt er nicht: «Wir nehmen das gelassen», so Ritz.

«Wollen Sie auch ein ganzes Leben lang verheiratet bleiben?»

In der nicht ganz bierernsten Sendung muss sich Ritz der Frage nach dem Geheimnis des Tals stellen – als wäre er ein Beziehungs-Experte. Seine Antwort: «Man vertraut sich, man schafft sich Freiräume.» 

Dann fragt der Reporter etwas gar naiv: «Haben Sie persönlich auch vor, ein Leben lang verheiratet zu bleiben?» Denn im grossen, modernen Deutschland geht man offenbar nicht mit diesem Vorsatz in eine Ehe. Der Vollständigkeit halber: Der glücklich verheiratete Gemeindepräsident hat nicht vor, mit der Tradition seines Dorfs zu brechen.

«Wir sind nicht so die Rambazamba-Typen.»

Auf seiner Spurensuche fragt der Reporter auch in der Dorfbeiz nach, wo ein junger Mann verrät: «Wir haben jeder nur eine Frau. Wir sind nicht so die Rambazamba-Typen.» Am Schluss soll der Pfarrer Alexander Fux eine Antwort liefern. Er sagt: «Es sind vielleicht 95 Prozent des Kantons katholisch». Und: «Es ist etwas abgeschieden, da gibt es nicht so eine grosse Durchmischung mit grossen Populationsströmen. Und dann geht alles ein bisschen langsamer.»

Da ist wohl etwas dran. Bister und Niederwald haben zusammen knapp 80 Einwohner. (rey)

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