Weil die fünfjährige Jara in Begleitung ihrer Schwester Sora (10) ohne gültigen Ausweis fuhr, bekam sie eine saftige Busse von 100 Franken aufgebrummt. Wie Barbara Müller, die Mutter der beiden Kinder gegenüber der «SRF»-Sendung Espresso erzählte, seien ihre Töchter mit Tränen in den Augen nach Hause gekommen.
Barbara Müller ist entrüstet. Auch auf den sozialen Netzwerken ist die Empörung gross – die Kritik an den Schaffhauser Verkehrsbetrieben ebenso. So bezeichnet ein User diese Busse als «unmoralisch». Vor allem die Tatsache, dass der Kontrolleur das fünfjährige Mädchen den Beleg unterschreiben liess, empfinden viele als unverständlich.
Schliesslich habe das Mädchen ihren Namen zeichnen müssen. «Spätestens dann hätte man merken sollen, dass da etwas schief läuft», so ein User. Ein weiterer meint sogar, man hätte den Kindern ein Guetsli schenken sollen – für die Unannehmlichkeiten.
Laut CH-Direct ein Einzelfall
Zwar halbiert der Verkehrsverbund die Busse auf 50 Franken. Doch der Schaden ist bereits angerichtet. Céline Thommen, Mediensprecherin von CH-Direct, sagt zu BLICK, dass die Tarifrichtlinien für alle Verkehrsverbände verbindlich sind. Kinder unter sechs Jahren hätten den Anspruch ohne Ticket zu fahren, wenn sie in Begleitung einer erwachsenen Person seien. Diese Praxis bestünde seit längerem. Die Kontrolleure hätten demnach ordnungsgemäss gehandelt.
Ob hier mehr Fingerspitzengefühl seitens des Kontrolleurs zu erwarten gewesen wäre, wollte sie nicht beantworten. Einen ähnlichen Fall, bei der es eine Verwirrung um die Altersbegrenzung gab, ist bei CH-Direct nicht bekannt.
Keine Busse, ein Taxzuschlag
Christoph Wahrenberger von den Schaffhauser Verkehrsbetrieben gibt BLICK Auskunft: «Der Fall ist vor sechs Wochen passiert. Die Mutter kam zu uns und war nicht zufrieden, als sie zu hören bekam, dass eine schweizweite Regelung besteht, dass ein Kind unter zwölf Jahren im ÖV nicht als Begleitperson gelte.» Ausserdem wollte Wahrenberger festhalten, dass die 50 Franken keine Busse, sondern ein Taxzuschlag sind. «Da das Kind keine Schuld trifft, ist er an die Eltern gerichtet.»
Die öffentliche Empörung kann er nachvollziehen. Ob man trotzdem wieder gleich handeln würde? «Jein. Regeln sind Regeln. Ein nächstes Mal wird es so hoffentlich nicht geben. Die Regeln sind aber eindeutig.» (spr)