Sie hat ihre Familie tatsächlich gefunden! Sarah Epprecht (25) aus Neunkirch SH ist glücklich. Obwohl sie schockiert war von dem, was sie erfahren hatte: «Meine Mutter ist eine Prostituierte. Mein Bruder sitzt im Knast.»
Trotzdem. Sarah Epprecht weiss jetzt, wo ihre Wurzeln sind. Noch als Baby wird sie von ihrer leiblichen Mutter in den USA zur Adoption freigegeben und kommt zu einer Schweizer Familie. Im Mai versucht sie via BLICK ihre Familie in Colorado zu finden.
«Auf den BLICK-Artikel meldete sich eine Frau, die sich mit Personensuche auskennt. Sie fand meine Grossmutter und den Bruder meiner Mutter», erzählt die Pflegefachassistentin.
Im Juli reist sie nach Walla Walla im Bundesstaat Washington, zur Familie ihres Onkels, begleitet von einem deutschen Fernsehteam. «Onkel Scott und seine Familie nahmen mich herzlich auf», erzählt Sarah Epprecht. Als sie fragt, wo ihre Mutter ist, zeigen ihr die Verwandten Bilder. «Darauf war eine Frau mit künstlichen Brüsten. Meine Mutter!»
Sarahs Mami Joan (41) verdient ihr Geld in Los Angeles als Escort-Girl und Model. «Ich war schon schockiert», sagt Epprecht.
Wo sich Joan genau aufhält, weiss die Familie nicht. «Mein Onkel erzählte, sie tauche oft mehrere Jahre ab. Sie hätten eine schwierige Kindheit gehabt – mein Grossvater war ein Drogendealer in Mexiko.»
Dann der nächste Schock. «Mein Bruder sitzt in einem Hochsicherheitsgefängnis in Colorado – seit über zehn Jahren», sagt Sarah. Darren (27) wurde wegen Brandstiftung und Körperverletzung verurteilt, war schon als Teenager auf die schiefe Bahn geraten.
Trotzdem will ihn Sarah kennenlernen: «Das Gefängnis ist ein Bunker mitten in der Wüste, umgeben von Stacheldraht.» Auch Darren wurde als Kind zur Adoption freigegeben. «Er wusste gar nicht, dass es mich gibt. Als ich in den Besucherraum kam, hat er sich so gefreut», erzählt Sarah. «Als wir uns umarmten, war da gleich diese Nähe. Er ist so einsam, seit fünf Jahren hat ihn niemand mehr besucht.»
In zwei Jahren wird er entlassen. Sarah will ihm helfen, ein neues Leben aufzubauen. «Wir schreiben uns regelmässig. Dass er eine kleine Schwester hat, die sich um ihn sorgt, gibt ihm Halt und bedeutet ihm alles.»
Im Frühling will Sarah Epprecht zurück in die USA. «Ich habe dort jetzt eine zweite Familie. Alle sind etwas verrückt, das passt sehr gut zu mir.» Auch die Suche nach ihrer Mutter Joan gibt sie nicht auf: «Ich erwarte nicht, dass wir eine Mutter-Kind-Beziehung aufbauen. Doch ich möchte erfahren, wieso ihr Leben so verlaufen ist.»