Samuel T. im Visier der Bundesanwaltschaft
Das ist der schlimmste Pyro-Teufel der Schweiz

Erstmals ist ein Fussball-Chaot ins Visier der Bundesanwaltschaft geraten. Er schleuderte in Luzern Knall- und Rauchpetarden aufs Feld und verletzte einen Mann schwer. BLICK deckt seine Identität jetzt auf: Es ist der 22-jährige Samuel T. aus dem Appenzellerland.
Publiziert: 14.04.2017 um 23:53 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 01:06 Uhr
Samuel T. (22) ist der Pyro-Werfer von Luzern.
Foto: zvg
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Sandro Inguscio, Marco Latzer und Michael Sahli

Ein ohrenbetäubender Knall schallte im Februar 2016 durch das Luzerner Fussballstadion: Tausende Zuschauer zucken zusammen, Kinder beginnen zu weinen. 

Auf den Sitzplätzen neben den St. Galler Fans wird dadurch ein Mann (49) am Ohr verletzt: Er erleidet einen massiven Hörverlust und muss operiert werden – die Explosion hat an seinem Gehör bleibende Schäden verursacht.

Genug für die Bundesanwaltschaft. Sie leitet zum ersten Mal ein Strafverfahren ein wegen Gewalt in einem Fussballstadion. Dies vor allem wegen der Art des verwendeten Sprengstoffs (siehe Box).

Überführt dank moderner Überwachung

Ein Augenzeuge, der damals im Gästesektor stand, sagt denn auch zu BLICK: «Das war weniger ein Böller, sondern eher eine Bombe. Das Ding ist etwa 20 Meter von mir entfernt explodiert, mir sprang ein Splitter davon an die Brust.»

Immerhin ist der Übeltäter schnell gefasst. Dank Videobildern der Stadionüberwachung kann ihm nachgewiesen werden, dass er mehrere Spreng- und Rauchkörper auf den Platz geworfen hat, schreibt die Bundesanwaltschaft.

BLICK-Recherchen bringen jetzt ans Licht, wer der schlimmste Pyro-Teufel der Schweiz ist: Der St.-Gallen-Fan Samuel T.* (23) aus dem Appenzellerland.

100 Kilogramm Pyro-Material zu Hause

Als die Kantonspolizei seine Wohnung durchsucht, stellt sie 100 Kilogramm pyrotechnisches Material sicher. Das meiste davon wäre vermutlich früher oder später ebenfalls in einem Fussballstadion zum Einsatz gekommen.

«Solche Leute schmuggeln diese Sprengkörper in grossen Mengen ins Land – meistens aus Italien oder vom Balkan», berichtet ein Insider. Weil nicht alles auf einmal gezündet werden könne, müssten sie es irgendwo zwischenlagern. Samuel T. tat dies bei sich zu Hause. 

Bombenschreck auf Tauchstation

Dort wollte BLICK Samuel T. zur Rede stellen. Doch der gelernte Schreiner blockt ab, möchte nicht reden. Eine Entschuldigung bringt er nicht über seine Lippen.

«Er findet nicht schlimm, was er gemacht hat», heisst es hinter vorgehaltener Hand in der Fankurve, dem «Espenblock».

Der Pyro-Teufel hat zwei Gesichter. Im normalen Leben geht Samuel T. seiner Arbeit nach, er stammt aus einer bürgerlichen Schweizer Familie. An den Wochenenden lebt er dagegen seinen Geltungsdrang im Stadion aus: Fans aus der St. Galler Kurve beschreiben ihn als einen klassisch machohaften Jungfan.

«Er war nicht der Hellste»

«Er war nicht der Hellste und gehörte auch keiner bestimmten Gruppierung an», sagt ein Fan zu BLICK. Wie es heisst, wollte er sich durch seinen grossen Nachschub an Pyrotechnik in der Szene einen Namen machen.

Denn wer solche illegale Feuerwerkskörper und Böller an den Kontrollen vorbei ins Stadion schmuggelt, steigt in der Gunst einer Fankurve schnell auf. «Als ich davon erfuhr, dachte ich: Das ist typisch für ihn!» 

Selbst für die Fankurve zu extrem

Der Schuss ging im März vor einem Jahr nach hinten los: Im «Espenblock» will niemand mehr etwas mit ihm zu tun haben. «Er war selbst der Fankurve zu extrem», sagt ein Fan zu BLICK.

Die Sache mit den Fussballspielen dürfte sich ohnehin erledigt haben: Gegen Samuel T. wurde ein zehnjähriges Stadionverbot für die ganze Schweiz ausgesprochen. Ein trauriger Rekord!

* Name der Redaktion bekannt

Darum ermittelt die Bundesanwaltschaft

Krawallmacher, die Pyros und Böller im Stadion zündeten, wurden bislang von der kantonalen Staatsanwaltschaft angeklagt. Nicht so im Fall von Samuel T. (23). Bei ihm schaltet sich zum ersten Mal die Bundesanwaltschaft ein. Sie begründet ihre Zuständigkeit mit der Art der Sprengkörper. «Wir wollen durch das Bundesstrafgericht abklären lassen, ob es unsere Meinung teilt, dass nicht nur ein Böller explodiert ist, sondern ein Sprengkörper», sagt Sprecher André Marty zu BLICK. Samuel T. droht eine Freiheitsstrafe von bis zu maximal zehn Jahren. Angeklagt wird er unter anderem wegen Gefährdung durch Sprengstoffe und giftige Gase in verbrecherischer Absicht sowie wegen schwerer Körperverletzung.

Krawallmacher, die Pyros und Böller im Stadion zündeten, wurden bislang von der kantonalen Staatsanwaltschaft angeklagt. Nicht so im Fall von Samuel T. (23). Bei ihm schaltet sich zum ersten Mal die Bundesanwaltschaft ein. Sie begründet ihre Zuständigkeit mit der Art der Sprengkörper. «Wir wollen durch das Bundesstrafgericht abklären lassen, ob es unsere Meinung teilt, dass nicht nur ein Böller explodiert ist, sondern ein Sprengkörper», sagt Sprecher André Marty zu BLICK. Samuel T. droht eine Freiheitsstrafe von bis zu maximal zehn Jahren. Angeklagt wird er unter anderem wegen Gefährdung durch Sprengstoffe und giftige Gase in verbrecherischer Absicht sowie wegen schwerer Körperverletzung.

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