Jahrelang hat er aus Scham geschwiegen. Doch nun hat Samuel K.* (28) die Kraft gefunden, gegen seinen Peiniger auszusagen. Gegen den Mann, dem er vertraute, der im Dorf hoch angesehen ist.
Die mutmasslichen Taten des Leiters eines bekannten Bestattungsinstituts im Kanton Solothurn gehen zurück bis ins Jahr 1996. «Ich hatte als 13-Jähriger einen schweren Velounfall. Theo, der im selben Dorf wie ich wohnte, rückte als Sanitäter aus», sagt Samuel K. «Während ich im Spital lag, kam er oft vorbei.»
Als es dem Buben wieder besser geht, besucht er Theo G. (64) im Bestattungsunternehmen. «Ich war von seiner Arbeit als Ambulanzfahrer und Bestatter fasziniert und wollte von ihm mehr darüber erfahren», sagt Samuel K.
Rund hundert Übergriffe
Im Pikettzimmer des Instituts sei es zum ersten Übergriff gekommen. «Wir haben gemeinsam Pizza gegessen. Danach legte sich Theo auf das Bett und onanierte. Das sei völlig normal, meinte er. Ich war so geschockt, dass ich nichts sagen konnte.» Von diesem Tag an kommt es regelmässig zu sexuellen Handlungen zwischen dem damals 13-Jährigen und dem Bestatter. «Auch zu Oral- und Analverkehr», sagt Samuel K.
Wieso ist er trotzdem immer wieder zu Theo G. gegangen? «Zu Hause hatte ich sehr schwierige Verhältnisse. Die Beziehung mit Theo wurde, so seltsam dies heute anmutet, zur Normalität», sagt er.
Der Bestatter habe ihn bei einer Überführung nach Italien sogar ans Steuer des Wagens gelassen. «Auch im Leichenwagen hat er mich missbraucht», sagt Samuel K.
Theo G. ist geständig
Letzten Dezember, 15 Jahre nachdem alles angefangen hat, entschliesst sich Samuel K., seinen Peiniger zu kontaktieren. «Ich wollte eine Genugtuung für das, was er mir drei Jahre lang angetan hatte. Er war einverstanden und zahlte.»
Erst später erfährt Samuel K., dass in der Zwischenzeit ein weiteres Opfer Anzeige erstattet hat.
Theo G. ist offenbar geständig, rund hundert Übergriffe begangen zu haben. Oral- und Analverkehr bestreitet er.
Die stellvertretende Solothurner Oberstaatsanwältin Sabine Husi bestätigt nur, dass eine Strafuntersuchung im Gang ist.
Theo G. selber wollte gegenüber BLICK nicht Stellung nehmen.